Hanslick, Eduard (1825-1904), Musikschriftsteller und Musikkritiker

Hanslick Eduard, Musikkritiker. * Prag, 11. 9. 1825; † Wien, 6. 8. 1904. Erhielt Musikunterricht von Tomaschek in Prag, stud. dann Jus, 1849 Dr.jur., und wurde Staatsbeamter. Begann bereits 1848 seine publizist. Tätigkeit. Zuerst Musikreferent der „Wiener Zeitung“, seit 1855 Musikkritiker für „Die Presse“, seit 1864 für die „Neue Freie Presse“. 1856 habilit. sich H. als Priv. Doz. für Ästhetik und Geschichte der Musik an der Univ. Wien, wurde 1861 ao., 1870 o. Prof., 1886 Hofrat; 1895 i.R. H.s Kritiken waren von großem Einfluß auf das Wr. Musikleben. Er trat einseitig für Brahms (s. d.) ein und war von Gehässigkeit gegen Wagner und Bruckner (s.d.) erfüllt (Wagner wollte seinen Beckmesser ursprünglich Hans Lick nennen). Über den dt. Sprachraum hinaus bekannt wurde H. durch seine Schrift „Vom Musikalisch-Schönen“, die in viele Sprachen übersetzt, die gesamte Musikästhetik beeinflußte. H. stellte seine Auffassung der Musikästhetik vollkommen der romant. entgegen und sprach der Musik jede geistige, symbol. Bedeutung ab. Während der Weltausstellungen in Paris 1867 und 1878 und in Wien 1873 war H. Juror der musikal. Abt.

W.: Vom Musikalisch-Schönen. Ein Beitrag zur Revision der Ästhetik der Tonkunst, 1854, 8. Aufl. 1891, 1877 franz., 1879 span., 1883 ital., 1891 engl., 1895 russ., 1924 japan.; Geschichte des Konzertwesens in Wien, 2 Bde., 1869/70: Die moderne Oper. Bd. 1: Kritiken und Studien, 1879, 10. Aufl. 1900, Bd. 2: Musikal. Stationen, 1880, 6. Aufl. 1901, Bd. 3: Aus dem Opernleben der Gegenwart, 1884, 4. Aufl. 1901, Bd. 4: Musikal. Skizzenbuch, 1888, 3. Aufl. 1896, Bd. 5; Musikal, und Literar., 1889, 3. Aufl. 1890, Bd. 6: Aus dem Tagebuch eines Musikers, 1892, 3. Aufl. 1892, Bd. 7: Fünf Jahre Musik (1891–95), 1896, 3. Aufl. 1896, Bd. 8: Am Ende des Jahrhunderts, 1899, 3. Aufl. 1899, Bd. 9: Aus neuer und neuester Zeit, 1900; Opern-Cyclus im Foyer, 1880; Suite, 1884; Konzerte, Komponisten und Virtuosen der letzten 15 Jahre 1870–85, 1886, 3. Aufl. 1896; Aus dem Conzert-Saal. Kritiken und Schilderungen aus 20 Jahren des Wr. Musiklebens 1848–68, 1897; Texte zu den Illustrationswerken: Galerie dt. Tonkünstler, 1873, 2. Aufl. 1886; Galerie franz. und italien. Tondichter, 1874.
L.: Wr.Ztg. vom 8. 8. 1904; Die Presse und Weltpresse vom 6. 8. 1954; Neue Zeit vom 11. 9. 1955; E. H. Aus meinem Leben, Autobiographie, 1894, 4. Aufl. 1911; F. Stade, Vom Musikalisch-Schönen, 1870, 1904; R. Hirschfeld, Das krit. Verfahren E. H.s, 1885; Österr. Rundschau 13, 1907, S. 203; F. Printz, Zur Würdigung des musikästhet. Formalismus E. H.s, Diss. München, 1918; R. Schäfke. E. H. und die Musikästhetik, 1922; R. Haas, E. H., in: Sudetendt. Lebensbilder I, 1927, S. 205; S. Deas, In Defense of H., 1940; P. Schneider, Über das Darstellungsvermögen der Musik. Eine Untersuchung an Hand von E. H.s Buch „Vom Musikalisch-Schönen“, 1892; Einstein; Grove; Moser; Riemann; Nagl–Zeidler–Castle, s. Reg.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 7, 1958), S. 183f.
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