Jarno, Josef; früher Cohner (1866-1932), Schauspieler und Theaterdirektor

Jarno Josef, Schauspieler und Theaterdirektor. * Pest, 24. 8. 1866; † Wien, 11. 1. 1932. Bruder des Komponisten Georg J. (s. d.). Nach dem Wunsche seines Vaters arbeitete J. zuerst in einer Bank. Nach kurzer schauspieler. Lehrzeit bei J. Lewinsky trat er 1885 am Kurtheater in Ischl auf, wo er bis 1899 jeden Sommer Gast dieser Bühne war. Nach seinem ersten Engagement in Laibach wirkte er 1887–90 am Dt. Schauspielhaus in Budapest, 1890 als jugendlicher Bonvivant am Residenztheater in Berlin, 1895 am Dt. Theater, dann wieder am Residenztheater, wo er Strindberg und Hauptmann kennenlernte. 1897 leitete J. das neuerbaute Sommertheater in Bad Aussee. Seit 1899 mit der Schauspielerin Hansi Niese verheiratet, leitete J. 1899–1918 das Theater in der Josefstadt, wo zu Beginn seiner Tätigkeit wertlose Stücke aufgeführt wurden, die er bald durch Werke von Wedekind, Strindberg, Molnár, Schnitzler, Schönherr u.a. ersetzte und meist selbst in den Hauptrollen auftrat. J. kaufte das Fürst-Theater und eröffnete 1905 die dann Lustspieltheater benannte Bühne mit Strindbergs „Kameraden“. 1926–31 leitete er die Renaissancebühne, die aber wegen Konkurses geschlossen werden mußte. Einmal wöchentlich veranstaltete J. einen literar. Abend, der vor allem modernen Schriftstellern gewidmet war. Er erwarb sich große Verdienste um Stücke von Strindberg und Wedekind.

Hauptrollen: Rittmeister (Der Totentanz), Gustav (Gläubiger), Kaplan v. Schikorsky (Jugend), Talmüller Loisl (Der Pfarrer von Kirchfeld), etc. W.: Momentaufnahme, 1896; Der Rabenvater, gem. mit H. F. Fischer, 1897; Die Wahrsagerin, gem. mit G. Rickelt, 1899; Der Vielgeliebte; Illusionen; etc.
L.: N. Wr. Journal und R.P. vom 11. 1. 1932; N.Fr.Pr. vom 11. 12. 1932 und 14. 1. 1933; Bühne und Welt, Jg. 11, 1909; Dt. Bühnenjb. 1933, S. 100; A. Bauer, Das Theater in der Josefstadt zu Wien, 1957; Brümmer; Eisenberg; O. G. Flüggen, Biograph. Bühnenlex. der dt. Theater, 1892; Kosch, Theaterlex.; Nagl–Zeidler–Castle, s. Reg.; Wininger; Wer ist’s? 1908, 1911.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 11, 1961), S. 83
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