Kelbetz, Ludwig (1905–1943), Musikerzieher und Sportlehrer

Kelbetz Ludwig, Musikerzieher und Sportlehrer. Geb. Graz (Steiermark), 18. 6. 1905; gest. vor Stalingrad, UdSSR (Wolgograd, RUS), 10. 1. 1943 (gefallen). K. besuchte die Bundesrealschule II in Graz. Er war Jugendführer im Bund der Neupfadfinder in Graz, 1927–33 in der Deutschen Freischar und 1933 deren letzter „Bundeskanzler“. 1925–29 studierte er deutsche Philologie, Geschichte und Leibesübungen an der Universität Graz (1929 Dr. phil.) sowie Musik (Flöte, Klavier, Orgel) am Konservatorium des Musikvereins für Steiermark in Graz. Als Turn- und Sportlehrer war K. Anhänger des „natürlichen Turnens“ nach →Karl Gaulhofer. Danach ging er nach Deutschland, wo er 1929–34 als Kursleiter, Assistent und, mit Unterbrechungen, als Dozent am Musikheim Frankfurt an der Oder unter Georg Götsch wirkte und sich vehement für die Laien- und Volksmusik gegen die Kunstmusik einsetzte. 1932/33 war er Lehrbeauftragter für Musik und Bewegung an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin-Charlottenburg, 1930–34 Musikreferent des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands, Hamburg, bzw. (ab 1933) der Deutschen Angestelltenschaft, Berlin, in der Deutschen Arbeitsfront (DAF). 1934–36 Dozent für Leibes- und Musikerziehung an der Hochschule für Lehrerbildung in Danzig-Langfuhr (Gdańsk-Wrzeszcz), danach bis 1939 Dozent und Leiter der Abteilung Musik und Bewegung am Konservatorium Graz, zu dessen kommissarischem Direktor er nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 ernannt wurde. Zugleich fungierte er 1938/39 als kommissarischer Leiter des Musikvereins für Steiermark und war Musikreferent im HJ-Gebietsstab Steiermark sowie Gaumusikbearbeiter Steiermark des Deutschen Volksbildungswerks in der DAF. Im April 1939 wurde K. mit dem Aufbau des Steirischen Musikschulwerks in der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ der DAF beauftragt. 1939–43 war er stellvertretender Direktor, Vorstand des Seminars für Lehrkräfte an Musikschulen für Jugend und Volk und für Privatmusikerzieher, Personalreferent und NSD-Dozentenbundsführer an der neu errichteten Staatlichen Hochschule für Musikerziehung Graz-Eggenberg, daneben Leiter der Steirischen Musikschulen für Jugend und Volk. K., Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) ab 1936, war auch Musikbeauftragter der Hitlerjugend für Gebiet und Obergau Österreich und hielt nach dem Verbot der NSDAP im Juni 1933 getarnte NS-Sing- und Schulungstreffen ab. Im Auftrag der Reichsmusikkammer, Fachschaft Musikerziehung, leitete er Schulungslager für Musiklehrer.

W.: J. Schneller’s Leben (1777–1832) und Dichtung mit besonderer Berücksichtigung seines Grazer Aufenthalts, 1929; Männerchor oder singende Mannschaft, 1934 (gem. m. G. Götsch); Neue Körperlichkeit, in: Die Tat 26, 1934/35; Neues Singen und Musizieren. Gesammelte Aufsätze aus der Arbeit des Bundes der Lobedachöre und Musikgilden, 1935 (gem. m. C. Hannemann); Lied und Chormusik in der Hitlerjugend, in: Z. für Musik 105, 1937; H. Baumann als Komponist der Hitlerjugend, ebd.; Illegale Musikarbeit in Gebiet und Obergau Österreich, in: Musik in Jugend und Volk 1, 1937/38; Aufbau einer Musikschule, 1938, 3. Aufl. 1944; Das steirische Musikschulwerk, in: Joanneum 1, 1940; Zur Neugestaltung der deutschen Hochschulen für Musik, 1941; etc.
L.: MGG I; oeml; H. Brenner, Musik als Waffe? Theorie und Praxis der politischen Musikverwendung, dargestellt am Beispiel der Steiermark 1938–1945, 1992, S. 59, 65f., 72ff., 145, 161, 172f., 201f.; A. Hesse, Die Professoren und Dozenten der preußischen Pädagogischen Akademien (1926–1933) und Hochschulen für Lehrerbildung (1933–1941), 1995, S. 413f.
(A. Hesse)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 13, 1963), S. 284f.
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