Proksch, Josef (1794-1864), Musiker

Proksch Josef, Musiker. * Reichenberg (Liberec, Böhmen), 4. 8. 1794; † Prag, 20. 12. 1864. Bruder des Musikers Anton P. (s. d.), Onkel des Folgenden; erhielt den ersten Musikunterricht von seinem Vater, erblindete dann auf einem Auge und war 1809–16 Zögling des Prager Blindeninst. Er stud. Klavier bei W. Koželuh, Klarinette bei W. Farník, Pädagogik und Methodik bei J. Jarosch. 1817/18 unternahm er mit dem Harfenisten Rieger Konzertreisen nach Olmütz (Olomouc), Brünn (Brno), Preßburg (Bratislava), Pest (Budapest), Graz und Wien, wo er die Bekanntschaft der blinden Pianistin M. Th. Paradis (s. d.) machte. 1825 stud. P. in Berlin kurze Zeit bei dem Klavierpädagogen Logier dessen Methode des Ensembleunterrichts und begründete im selben Jahr in Reichenberg eine eigene vielbesuchte Musiklehranstalt. 1827 gründete er den Reichenberger Musikver. Ab 1830 lebte P. in Prag, wo er 1831 eine Musiklehranstalt mit einer umfangreichen Fachbibl. eröffnete, die ab 1864 von seinem Sohn, Theodor P. (1834–76), 1876–1900 von seiner Tochter, Marie P. (1836–1900), weitergeführt wurde. P. bereicherte das musikal. Leben in Prag durch Veranstaltung vieler Kammerkonzerte. Sein kompositor. Œuvre umfaßt ca. 160 Nummern und zahlreiche Klavierliteratur für Unterrichtszwecke. Das von ihm entwickelte Lehrsystem des Klavierspiels wurde durch seine Schüler (seine Tochter Marie, Kuhe, s. d., und Smetana gehörten zu den bedeutendsten) in der ganzen Österr.-ung. Monarchie verbreitet.

W.: Messen; Hymnen; Motetten; Gradualien; Kantaten; Arien; Der Hungerturm (Singspiel); Konzerte; Harmonien; Streichquartette; Variationen; Album eleganter und concertanter Tonstücke . . .; Liedersmlg. für Kirche, Schule und Haus; Bühnenmusiken; etc. – Publ.: Versuch einer rationellen Lehrmethode im Pianofortespiel, 1841 ff., Erg.: Smlg. zweckmäßiger Klavier-Etuden und Passagen-Übungen; Allg. Musiklehre . . ., 2 Abt., 1857; Aphorismen über kath. Kirchenmusik . . ., 1858; Über die böhm. Musik, Manuskript; etc.
L.: Lumír 7, 1857, S. 1217; Neue Z. für Musik, 1859, n. 15; Dalibor, 1875, S. 133 ff., 277 ff.; E. Rychnovský, J. P., in: Dt. Arbeit 5, 1905/06 (Reichenberger H.), S. 59 ff.; R. Frh. Procházka, Mozart und „seine Prager“, ebenda, 5, 1905/06 (Reichenberger H.), S. 307 ff.; F. Moißl, Musikal. Geheimnisse aus Prag, in: Musica divina 6, 1918, S. 127 ff., 157 ff., 191 ff.; S. Karabec, Vliv kantorské hudby na. J. P. v době jeho působení v Liberci, in: Hudební věda 3, 1965 (mit russ. und dt. Zusammenfassung); R. Budiš, Die Prager Jahre des J. P., in: Sborník prací filosofické fakulty Brněnské university, 1973, H. 8, S. 73 ff.; ADB; Bernsdorf; Biograph. Jb. 5, 1903; Černušák–Štědroň–Nováček; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Graeffer–Czikann; Kosch, Das kath. Deutschland; Masaryk; Otto 20; Riemann; Schilling; Wurzbach; R. Müller, J. P., 1874; F. Neumann, P. und seine Musikbildungs-Anstalt, 1880 (mit Werksverzeichnis); Musikbibl. J. P. (= H. P. Kraus, Antiquariatskat. 2), 1934; Heimatkde. für Reichenberg 4, 1939, S. 305; Z. Nejedlý, B. Smetana 3–4, 1951, s. Reg.; M. Rejchlová, J. P. a jeho Hudebně vzdělávací ustáv v Praze, phil. Diss. Prag, 1952; R. Budiš, Smetanův učitel J. P., 1968.
(A. Myslík)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 39, 1982), S. 304
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