Reichmann, Theodor (1849-1903), Sänger

Reichmann Theodor, Sänger. * Rostock (DDR), 15. 3. 1849; † Öhningen-Wangen a. See, Baden-Württemberg (BRD), 22. 5. 1903. Sohn eines Advokaten; ursprünglich für den Kaufmannsberuf bestimmt, nahm R. jedoch Gesangunterricht bei Elßler, Mantius und Reß in Berlin (1873 auch noch bei Lamperti in Mailand) und debut. 1869 am Magdeburger Stadttheater als Ottokar in Webers „Freischütz“. Nach weiteren Engagements in Rotterdam (1870–71), Köln (bis 1872) und Straßburg kam R. 1872 ans Hamburger Stadttheater, wo er bis 1875 und dann bis 1883 am Hoftheater München (unter Levi) als 1. Heldenbariton zu einem Sängerdarsteller ersten Ranges heranwuchs. 1883–89 und von 1893 bis zu seinem Tod Mitgl. der Wr. Hofoper; 1888 Kammersänger. R., der erste Interpret des Amfortas in Wagners „Parsifal“ (Bayreuth 1882), war mit Unterbrechungen bis 1902 Mitgl. des Bayreuther Festspielensembles. Zahlreiche Gastspielreisen führten ihn u. a. nach London, St. Petersburg (Leningrad) und New York, wo er 1889 an der Metropolitan Opera in der Titelpartie von Verdis „Othello“ debut, und bis 1891 dem Ensemble angehörte. Durch die Fähigkeit, die seinem Wesen bes. entsprechenden dämon. Bühnenerscheinungen (Holländer, Hans Heiling), aber auch verinnerlichte Heldengestalten (Wilhelm Tell, Hans Sachs) stimmlich und darsteller. bis zur Identifizierung mit der Rolle zu durchdringen, wurde R. zu einer der größten Bühnenpersönlichkeiten seiner Zeit.

Hauptrollen: Wilhelm Tell (G. Rossini, Wilhelm Tell); Lord Ruthwen (H. Marschner, Der Vampyr); Hans Heiling (ders., Hans Heiling); Holländer (R. Wagner, Der fliegende Holländer); Wolfram (ders., Tannhäuser); Hans Sachs (ders., Die Meistersinger von Nürnberg); Wotan (ders., Der Ring des Nibelungen); Gf. v. Luna (G. Verdi, Der Troubadour); Hamlet (A. Thomas, Hamlet); Werner Kirchhofer (V. Nessler, Der Trompeter von Säkkingen); etc.
L.: Wr. Ztg. vom 22. und 25. (Abendausg.), N. Fr. Pr. vom 23. und 31. 5. 1903; C. Zelaui, Die Sterne der Wr. Hofoper, in: Dt. Revue über das gesamte nationale Leben der Gegenwart 13, 1888, Bd. 4, S. 189 ff.; Bühne und Welt 4, 1902, S. 422 ff., 5, 1903, S. 923 f.; Neuer Theater-Almanach 15, 1904, S. 58 ff.; Biograph. Jb. 8, 1905, S. 209; Einstein; Eisenberg, Bühnenlex.; Enc. dello spettacolo; Grove, 1980; Kosch, Theaterlex.; Mendel–Reissmann; Riemann, 12. Aufl.; C. F. Glasenapp, Das Leben R. Wagners 6, 3.–4. Aufl. 1911, s. Reg.; M. Steinitzer, Meister des Gesangs, 1920, s. Reg.; F. Farla, Die goldene Kehle, 1948, S. 254, 257 ff.; C. Wagner, Das zweite Leben. Briefe und Aufzeichnungen 1883–1930, hrsg. von D. Mack, 1980, s. Reg.
(C. Höslinger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 41, 1984), S. 36f.
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