Spiegel, Magda (Magdalena) (1887–nach dem 19.10. 1944 (ermordet)), Sängerin

Spiegel Magda (Magdalena), Sängerin. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 3. 11. 1887; gest. KZ Auschwitz, Dt. Reich (Polen), nach dem 19. 10. 1944 (ermordet). Tochter eines Kaufmanns. S. fiel bereits 1903 bei den Konzerten der Gesangschule Betty Frank in Prag auf. 1907 wurde sie von Angelo Neumann (s. d.) ans Neue dt. Theater verpflichtet, an dem sie als Amneris (G. Verdi, Aida) debüt. Nach Abschluß ihres Stud. bei Aglaja Orgeni in Dresden war S. 1909–16 am Stadttheater in Düsseldorf, 1917–35 als Erste dramatische Altistin am Frankfurter Opernhaus engag. Sehr bald begründeten die herausragenden Interpretationen der Wagner- und Verdi-Rollen ihren europaweiten Ruf. Mit dem weichen Timbre ihrer Altstimme, die bis in klangvolle Höhe reichte, war sie auch als Gaststar gefragt. S. wurde von zeitgenöss. Komponisten geschätzt, so von Schreker (s. d.), Richard Strauss und Paul Hindemith. 1924 sang sie in der dt. Erstauff. von Modest Mussorgskis „Chowanschtschina“ die Rolle der Marfa. Sie war auch als Konzert- und Liedsängerin angesehen. Schon 1930 bei der Frankfurter Erstauff. von „Der Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ mit nationalsozialist. Protesten konfrontiert, wurde S. ab 1933 aufgrund ihrer jüd. Herkunft zunehmend mit Anfängerrollen besetzt und von der nationalsozialist. Presse sowie durch Intrigen von Kollegen desavouiert. 1935 ließ sie sich, um ihrer Entlassung zuvorzukommen, vorzeitig pensionieren und lebte fortan von einer sehr kleinen Rente in Frankfurt am Main, tw. auch bei ihrer Mutter in Prag. Im September 1942 in das Lager Theresienstadt (Terezín) deportiert, sang sie dort bei Opernarienabenden. Am 19. 10. 1944 wurde sie nach Auschwitz transportiert und vermutl. sofort ermordet.

Weitere Rollen: Azucena (G. Verdi, Der Troubadour); Eboli (ders., Don Carlos); Amneris (ders., Aida); Ortrud (R. Wagner, Lohengrin); Erda (ders., Das Rheingold bzw. Siegfried); Brangäne (ders., Tristan und Isolde); Klytemnästra (R. Strauss, Elektra); Amme (ders., Die Frau ohne Schatten); Klementia (P. Hindemith, Sancta Susanna); Witwe Begbick (B. Brecht – K. Weill, Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny); etc.
L.: Kosch, Theaterlex.; Kutsch–Riemens, 4. Aufl. 2003; Ulrich; Th. W. Adorno, Musikal. Schriften 6 (= Gesammelte Schriften 19), 1984, S. 233; J. M. Fischer, Große Stimmen, 1993, S. 521; Frankfurter Biographie. Personengeschichtl. Lex. 2, 1996; Hdb. des dt.sprachigen Exiltheaters 1933–45, ed. F. Trapp u. a., 2/2, 1999; C. Becker, M. S. (1887–1944) …, 2003.
(C. Becker)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 20
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