Schlier, Johann Ev. (1792-1873), Komponist und Dirigent

Schlier Johann Ev., Komponist und Kapellmeister. Geb. Salzburg (Sbg.), 22. 10. 1792; gest. ebenda, 27. 5. 1873. Sohn eines Stadtmusikers; trat 1802 als Diskantist in das fürsterzbischöfliche Kapellhaus ein, wo er Unterricht u. a. von Michael Haydn (Generalbaß, Harmonielehre) und dem 1. Violinisten der Hofkapelle, Josef Otter, erhielt. 1808 verließ er das Kapellhaus; das überlieferte Stud. der Med. bzw. Phil. ist nicht nachweisbar. S. nahm ab 1813 in der bayr. sog. „mobilen Legion“, bald als Off., am Krieg gegen Napoleon teil, 1816 trat er als Unterlt. im IR 1 in die österr. Armee ein. Er wirkte in diesem Rgt. als Kapellmeister in Brünn (Brno) und Kremsier (Kroměříž) und nahm mit ihm am Krieg in Italien (1821) teil, wo er schwer erkrankte. Dann wieder in Kremsier, quittierte S. 1824 den Dienst und ließ sich in Salzburg nieder. Dort war er in erster Linie als Komponist, aber auch als Kapellmeister von Vereinigungen tätig, die damals für das bürgerliche Musikleben Salzburgs bestimmend waren, wie des literar.-gesellschaftlichen Ver. „Museum“ und des Musik-Uebungsver. 1841 zog er sich von diesen Aufgaben zurück, übersiedelte 1842 nach Ischl (Bad Ischl), kehrte später jedoch wieder nach Salzburg zurück. S. schuf neben Festkompositionen (Ouvertüren, Kantaten) zu verschiedenen lokalen Anlässen auch Werke für die Bühne, Kirchenmusik (u. a. 2 Requien, 1835 bzw. 1840), Instrumentalmusik (u. a. Serenade, Streichquartett, Kompositionen für Gitarre) und zahlreiche Werke für Gesang (u. a. in der Nachfolge M. Haydns mehrere Lieder für vier Männerstimmen). Ehrenmitgl. des Salzburger Dom-Musikver. und Mozarteums, der Philharmon. Ges. in Laibach (Ljubljana) und des Innsbrucker Musikver., geriet S. gleichwohl schon zu Lebzeiten in Vergessenheit.

W. (tw. gedruckt): Vollständigstes Verzeichnis bei Wurzbach. – Musikal. Nachlaß, Mus. Carolino Augusteum Salzburg, Archiv der Abtei Michaelbeuern, beide Sbg.
L.: Salzburger Ztg. vom 21. 10. 1872 und 27. 5. 1873; Salzburger Volksbl. vom 30. und 31. 5. 1873; Bernsdorf-Schladebach; Fétis; Schilling; Wurzbach (mit Werksverzeichnis); Biographien Salzburg. Tonkünstler, 1845, S. 42ff.; J. Ev. Engl, Gedenkbuch der Salzburger Liedertafel . . ., (1872), S. 272f.; 80 Jahre Salzburger Liedertafel 1847–1927, FS, 1927, S. 22; C. Schneider, Geschichte der Musik in Salzburg . . ., 1935, S. 165; J. Gassner, Die Musikaliensmlg. im Salzburger Mus. Carolina Augusteum, 1962, S. 186f.; R. Schwalb, Die Männerquartette J. M. Haydns . . ., phil. Diss. Wien, 1973, S. 59 f.
(E. Hintermaier)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 204f.
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