Bauer, Joseph Anton (1756–1831), Maler und Galeriedirektor

Bauer Joseph Anton, Maler und Galeriedirektor. Geb. Feldsberg, Niederösterreich (Valtice, CZ), 5. 3. 1756; gest. Wien, 14. 11. 1831; röm.-kath. Sohn des Galerieinspektors Lucas Baur und der Therese Baur, geb. Hirsch, Bruder von →Franz Andreas Bauer und →Ferdinand Lukas Bauer. – In jungen Jahren mit seinen Brüdern in Feldsberg an der Herstellung des „Liber regni vegetabilis“ genannten Florilegiums beteiligt, studierte B. anschließend an der Akademie der bildenden Künste in Wien und ging 1781 als Stipendiat von Franz Joseph I., Fürst von und zu Liechtenstein, nach Rom. Dort schuf er zahlreiche monochrome Aquarelle (überwiegend Akademie der bildenden Künste, Wien) von Antiken, u. a. von dem Barberinischen Osiris und der Amazone Mattei, Aktdarstellungen, biblische Szenen und Kopien von Gemälden, z. B. von Guido Reni. Wie der gleichzeitig mit ihm in Rom tätige, aber bedeutsamere →Franz Caucig (Kavčič) kehrte B. 1788 nach Wien zurück. Dort trat er in den Dienst von Aloys I., Fürst von und zu Liechtenstein, zuerst als Diener, dann als Kammermaler, bis ihn dessen Bruder und Nachfolger Johann I. Joseph 1806 zum Direktor der Fürstlich Liechtenstein’schen Gemäldegalerie ernannte. Diese Position hatte B. bis zu seinem Tod inne. Sein späteres künstlerisches Werk besitzt nur geringen Umfang: Dazu gehören das undatierte Ölgemälde „Beweinung des Hektor durch Andromache“ (Musée d’Art Roger-Quilliot, Clermont-Ferrand) und „Mars sitzend“ (Fürstlich Liechtenstein’sche Sammlungen, Wien), die dem neoklassizistischen Idealismus zuzuordnen sind. Weiters schuf B. Kopien in Öl, u. a. nach Anton Raphael Mengs, und Aquatinta-Graphik nach Peter Paul Rubens (British Museum, London). Im Nachlass seines Bruders Franz fanden sich heute verschollene Kreidezeichnungen, u. a. „Theseus erkennt seinen Vater“. Die wichtigste Leistung B.s war die Einrichtung der Galerie der Fürsten von Liechtenstein im Gartenpalais in der Rossau (Wien), die durch sehr genaue Hängepläne (Fürstliche Sammlungen, Wien) dokumentiert ist. Etwa 1.000 Gemälde wurden in der sogenannten Petersburger Hängung gemeinsam mit Skulpturen in den beiden oberen Stockwerken ausgestellt. Die Arbeiten begannen um 1806 und waren um 1810 abgeschlossen, sodass die Liechtenstein’sche Galerie den Teilnehmern des Wiener Kongresses bereits zum Besuch empfohlen werden konnte. Nur der Rubens-Saal blieb in der von B. gestalteten Form bis heute unverändert erhalten. Seine detaillierten Beschreibungen der Gemälde, die Angaben über die beteiligten Künstler sowie Notizen zur Provenienz stellen wichtige Dokumente für die Fürstlichen Sammlungen dar. Während seiner Amtszeit wurden von Johann I. Joseph zahlreiche Gemälde erworben, u. a. von Raffael, Pieter Brueghel d. J. und Jan van Huysum; welche Rolle B. dabei gespielt hat, bleibt unbekannt.

Weitere W.: s. Lack.
L.: AKL; Fuchs, 19. Jh.; H. W. Lack, The B.s. J., Franz & Ferdinand. Masters of Botanical Illustration, 2015.
(H. W. Lack)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)