Baumgarten, Wilhelm (William Ludwig) (1885–1959), Architekt

Baumgarten Wilhelm (William Ludwig), Architekt. Geb. Mährisch Schönberg, Mähren (Šumperk, CZ), 25. 1. 1885; gest. Raleigh, North Carolina (USA), 18. 2. 1959; evang. AB. Stammte aus einer Gastwirt- und Bauernfamilie. – Nach Abschluss einer Maurerlehre (1902) besuchte B. bis 1904 die Staatsgewerbeschule in Wien und 1907–10 die Akademie der bildenden Künste (ABK) bei →Friedrich Ohmann. Anschließend arbeitete er drei Jahre als freischaffender Architekt und nach dem Kriegsdienst 1919–24 als Assistent von Peter Behrens und →Franz (Frh. von) Krauß an der ABK. 1921 gründete er mit →Josef Hofbauer anlässlich des Auftrags für die Wohnhausanlage in Wien 10 (Staudiglgasse) ein Architekturbüro, das bis 1933 bestand und v. a. durch Schulbauten (Zweite Gewerbliche Fortbildungsschule, 1925–27, Wien 15; Schulen und Kindergärten für den Komenský-Schulverein etc.) international bekannt wurde; daneben waren sie im Siedlungs- und Gemeindebau (Siedlung Am Müllnermais, 1922, Wien 22; Pirquet-Hof, 1929–30, Wien 16) tätig. 1927–28 fungierte B. als Hausarchitekt des Künstlerhauses, 1932–38 als beratender Architekt der österreichischen Tabakregie. B., der an zahlreichen internationalen Kongressen teilnahm, erhielt 1938 eine Einladung an die School of Engineering der North Carolina State University in Raleigh, aber erst 1940 bot sich die Möglichkeit zur Ausreise mit gleichzeitiger Berufung – u. a. für Perspektivzeichnung und Architekturgeschichte – an das dortige State College. 1945 erwarb er die amerikanische Staatsbürgerschaft sowie die Architektenlizenz des Staates North Carolina, wurde 1947 Assistent und 1953 Professor für Architektur am State College; 1958 emeritiert. Der Schwerpunkt seines Schaffens lag in der Lehrtätigkeit und im Publizieren fachspezifischer Aufsätze. Als Architekt erbaute er in den USA nur eine Schule in Robeson County (1950). B. war Mitglied zahlreicher Vereinigungen, u. a. ab 1908 der Wiener Bauhütte, ab 1913 der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, ab 1920 der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), ab 1922 des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins, 1928–38 der International Town Planning Federation in London und ab 1945 des American Institute of Architects.

Weitere W. (s. auch Architektenlexikon): Siedlung „Neues Leben“, 1921–22 (Wien 22); Tschechische Schule Komenský, 1931 (Wien 10); etc. – Publ.: Siedlungsentwurf für den Lainzer Tiergarten, in: Der Architekt 24, 1921/22 (gem. m. J. Hofbauer); Ein Kongreß der Zivilarchitekten und Technischen Anwälte, in: Österreichische Bauzeitung 6, 1930; Projektierte und ausgeführte Bauten in zehnjähriger Arbeitsgemeinschaft, 1931 (gem. m. J. Hofbauer); Historic Regional Architecture, in: North Carolina State College 3, 1953, Nr. 3; Otto Wagner, ebd. 7, 1957, Nr. 3; etc.
L.: AKL; ÖKL; R. Schmidt, Das Wiener Künstlerhaus 1861–1951, 1951, S. 222; F. Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert 3/1–2, 1983–95; Visionäre & Vertriebene. Österreichische Spuren in der modernen amerikanischen Architektur, ed. M. Boeckl, Wien 1995, S. 329 (Kat.); W. Aichelburg, Das Wiener Künstlerhaus 1861–2001, 1, 2003, s. Reg.; H. Weihsmann, In Wien erbaut, 2005; Architektenlexikon Wien 1880–1945, http://www.architektenlexikon.at/de/28.htm (m. W. u. L., nur online, Zugriff 26. 4. 2010); ABK, Wien.
(P. Schumann)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)