Beck, Guido (1903–1988), Physiker

Beck Guido, Physiker. Geb. Reichenberg, Böhmen (Liberec, CZ), 29. 8. 1903; gest. Rio de Janeiro (BR), 21. 10. 1988 (Unfall); mos. Nach Besuch von Realgymnasien in Zürich und in Wien (ab 1920) studierte B. ab 1921 Physik an der Universität Wien, u. a. bei Hans Thirring; 1925 Dr. phil. 1926 erhielt er eine Anstellung am physikalischen Institut der Universität Bern, kehrte aber noch im selben Jahr an das 3. physikalische Institut der Universität Wien unter Felix Ehrenhaft zurück. 1928–32 wirkte er als Assistent am Institut für Theoretische Physik an der Universität Leipzig bei Werner Heisenberg und unternahm Studienreisen nach Cambridge zu Ernest Rutherford und nach Kopenhagen. 1932 wechselte er als Gastvortragender an die deutsche Universität Prag und 1934 in derselben Funktion an die Universität von Kansas City in den USA. 1935–37 Professor für Physik an der Universität Odessa, flüchtete er 1938 nach Frankreich, wurde kurzzeitig interniert, konnte dann aber in Montpellier forschen und war danach bis 1941 am Atominstitut der Universität Lyon (CNRS) tätig. 1942–43 lebte er in Portugal, wo er Gastprofessuren an den Universitäten in Coimbra und Oporto (Porto) annahm. 1943 ging B. nach Argentinien und erhielt eine Stelle als Astrophysiker am Observatorio Astronómico de Bosque Alegre, 1951 fungierte er als Honorarprofessor an den Universitäten von San Andrés, Córdoba und in La Paz. 1952 übersiedelte er nach Brasilien und war bis 1964 tit. Prof. am Centro Brasileiro de Pesquisas Físicas in Rio de Janeiro. Danach kehrte er nach Argentinien zurück und übernahm eine Forschungsstelle als Professor am Centro Atómico in San Carlos de Bariloche in der Provinz Rio Negro. In jungen Jahren befasste sich B. mit dem Compton-Effekt, mit Kernphysik und dem Betazerfall, ab den 1930er-Jahren galt sein Interesse der Quantenmechanik und ihren Anwendungen. B. unterstützte die Bestrebungen des argentinischen Präsidenten Juan Perón, die kernphysikalische und kerntechnische Forschung zu forcieren, und wirkte federführend am Aufbau der universitären Ausbildung für südamerikanische Physiker mit. Er wurde zum korrespondierenden Mitglied der Academia Brasileira de Ciências gewählt und erhielt 1965 die Johann-Josef-von-Prechtl-Medaille der TH Wien. 1972 Ehrenmitglied der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft, 1977 Dr. h. c. der Universität Darmstadt.

W. (s. auch Poggendorff): W. Heisenberg und die Physik unserer Zeit, 1961; zahlreiche Beiträge in einschlägigen Fachzeitschriften.
L.: Hdb. der Emigration 2; Kürschner, Gel.Kal., 1966; Poggendorff 6, 7a (m. W.); H. M. Nussenzveig, G. B. on his 70th Birthday, in: Acta Physica Austriaca 38, 1973, Nr. 2, S. 97–100 (m. B.); I. Klich, R. Gans, G. B. and the Role of German Speaking Jewish Scientists in the Early Days of Argentiniaʼs Nuclear Project, in: Ibero-Amerikanisches Archiv 21, 1995, H. 1/2, S. 127–167; D. Angetter – M. Martischnig, Biografien österreichischer PhysikerInnen, 2005; Materialiensammlung ÖBL (m. B.), UA, beide Wien.
(D. Angetter)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)