Behsel, Anton (1781–1838), Kartograph

Behsel Anton, Kartograph. Geb. Wien, 15. 7. 1781; gest. ebd., 27. 10. 1838. Sohn des Müllers Georg Behsel und von Katharina Behsel, geb. Schmidtbauer; ab 1812 in 1. Ehe mit Maria Anna Behsel, geb. Bischof (geb. 15. 2. 1782; gest. 17. 8. 1824), ab 1828 in 2. Ehe mit Cäcilia Behsel, geb. Erdl (geb. 16. 8. 1806; gest. 17. 5. 1844), verheiratet, drei Kinder: den unehelichen Sohn Anton Jakob Empacher (geb. 1827, ab 1828 Behsel, aus einer Liaison mit Josefine Empacher) sowie Henriette Behsel (geb. 1831) und Georg Behsel (geb. 1832). – B. absolvierte bis 1799 eine Maurerlehre bei dem Wiener Bau- und Maurermeister Josef Reymund, bei dem er anschließend drei Jahre als Geselle und zehn Jahre als Polier blieb und sein Interesse für architektonisches Zeichnen entdeckte. Ab 1812 Baupolier im Unterkammeramt, war er technischer Leiter der Baubranche und wurde 1818 zum ersten Stadtbauinspektor von Wien ernannt. Ab 1835 fungierte er auch als 2. Amtsvorsteher und Vertreter des Stadtunterkämmerers sowie als Leiter des städtischen Feuerlöschwesens. Seine Tätigkeiten umfassten die Planung, Leitung und Durchführung von Bauprojekten. B. begann mit der häusermäßigen Erfassung der Innenstadt und fertigte in der Folge mit ungeheurer Präzision eine Vielzahl von Stadt- und Bauplänen Wiens an. 1818–24 zeichnete er großmaßstäbige Pläne (1:450) der Grundrisse aller Gebäude Wiens mit Höfen und Gärten. Daraus entstand der Gesamtplan von Wien mit den 34 Vorstädten im Maßstab 1:1.350 als erste amtliche Aufnahme der Stadt noch vor der Franziszeischen Katasteraufnahme. Zu seinen bekanntesten Werken zählt das „Verzeichniß aller in der kaiserl. königl. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten befindlichen Häuser …“ (1829) mit Konkordanz der drei ab 1770 vorgenommenen Konskriptionsnummerierungen, das außerdem die Namen der Hausbesitzer, Straßenbezeichnungen sowie Angaben über Grundobrigkeit, Pfarrbezirke und Polizeiviertel enthält. Ab 1823 erstellte B. Grundrisse sämtlicher Kirchen, Kapellen und Gebetshäuser, 1825–26 kartographierte und beschrieb er als Erster den Grenzverlauf des Wiener Burgfrieds, 1832 begann er mit der unterirdischen Aufnahme, darunter der Darstellung aller Unratskanäle sowie Senkgruben Wiens. 1833–34 fertigte er noch einen eigenen Plan der Polizeibezirke mit den dazugehörenden Vorstädten an. B. wurde 1832 mit der goldenen Salvatormedaille des Magistrats sowie mit der mittleren (1837) und der großen Goldenen Ehrenmedaille ausgezeichnet.

Weitere W.: s. Kahl. – Nachlass: WStLA, Wien.
L.: WZ, 4. 8. 1837; Czeike (m. L.); S. Wellisch, Die geschichtliche Entwicklung des Wiener Stadtbauamtes …, 2. Aufl. 1908, S. 42ff.; G. Kahl, A. B., Staatsprüfungsarbeit Wien, 1987 (m. W.); W. Mayer, A. B. Kartograph und Stadtbauinspektor in Wien, Wien 1988 (Kat.); F. Opll, Wien im Bild historischer Karten, 2004, S. 67f.; WStLA, Wien.
(W. Kainrath)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)