Bernau, Friedrich; bis 1874 Bačkora Přemysl Cyril, Ps. Přemysl O. Berka (1849–1904), Topograph und Ethnograph

Bernau Friedrich, bis 1874 Bačkora Přemysl Cyril, Ps. Přemysl O. Berka, Topograph und Ethnograph. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 22. 8. 1849; gest. Plaňan, Böhmen (Plaňany, CZ), 2. 1. 1904. Sohn des Pädagogen Josef Množislav Bačkora (1803–1876) und von Voršila Bačkora, geb. Kulíková, Neffe des Pädagogen Stefan Bačkora (1813–1887); verheiratet mit Anna Sophie Franclová (geb. 1854); drei Söhne, darunter der Mediziner und Entomologe Gustav Bernau (1876–1950), und eine Tochter. – Nach dem Besuch des Gymnasiums und der deutschen Handelsakademie (Matura 1865) arbeitete B. zunächst in der Zuckerindustrie in Třebowětitz, anschließend für kurze Zeit in einem kommunalen Gaswerk und in einer Versicherungsanstalt in Prag. Ab 1872 bekleidete er leitende Positionen in den Zuckerfabriken in Mscheno, 1873–81 in Radonitz, in Wegstädtl sowie ab 1882 bis zu seinem Tod in Plaňan und redigierte ab 1882 auch die Fachzeitschrift „Prager Zuckermarkt“. Sein Interesse galt jedoch der Topographie sowie der Heimatkunde Böhmens und insbesondere, von Franz Alexander Heber angeregt, der Burgenkunde, worüber er seine bedeutendste Arbeit „Album der Burgen und Schlösser im Königreiche Böhmen“ (2 Bde., 1881, 2. Bd. unvollständig) verfasste. Seine Heimatforschung konzentrierte er v. a. auf die Gegend um Eger, deren Landschaft und Geschichte. Über diese Region publizierte er einige deutschsprachige Bücher und verfasste zahlreiche Artikel in deutschen und tschechischen Fachzeitschriften wie „Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen“, „Mitteilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs“, „Památky archeologické“ sowie „Sborník historický“ und schrieb Beiträge für die Enzyklopädie „Ottův slovník naučný“. Von seinen Publikationen sind weiters erwähnenswert „Böhmerwald“ (1890) sowie aus der Reihe „Čechy“ „Středohoří“ (Teil 7, 1892, gemeinsam mit František Borovský) und „Krušné hory a Poohří“ (Teil 10, 1896). Ebenso verfasste er Texte für den Bildband „Letem českým světem“ (1898). Kurz vor seinem Tod veröffentlichte er noch eine Übersicht über die Geschichte und Geographie der deutsch besiedelten Gebiete in Böhmen. Wiederholt bereiste er Frankreich und Italien, wo er sich insbesondere für die Stadt Montecarlo bei Lucca interessierte. B., der einen intensiven Briefwechsel u. a. mit den Historikern →Josef Kalousek und→August Sedláček sowie dem Schriftsteller →Alois Jirásek und dem Kunsthistoriker →Max Dvořák pflegte, arbeitete auch eng mit den später bekannten Historikern Rudolf Urbánek und Vlastimil Kybal zusammen. Er war Mitglied zahlreicher Vereine, u. a. der National Geographic Society, die ihn 1904 zum geographischen Kongress nach Washington, D.C., einlud, sowie Ehrenmitglied des Nordböhmischen Exkursionsklubs.

Weitere W.: Geschichte des alten Schloßes Petschau bei Karlsbad, 1875; Geschichte der ehemaligen Herrschaft Winteritz ..., 1877; Der politische Bezirk Dauba, 1888; Plaňany s okolím, 1896; Studien und Materialien zur Specialgeschichte und Heimatskunde des deutschen Sprachgebiets in Böhmen und Mähren, 1903; Böhmischer Adel, 1903 (Nachdruck 2005).
L.: Saazer Nachrichten, 10. 2. 1904; BSČZ; Kosel; Masaryk; Otto; Rieger; J. V. Šimák, in: Český časopis historický 10, 1904, S. 109; M. Ryantová, in: Česká beseda o německých badatelích v oblasti pomocných věd historických, archivnictví a edic historických pramenů, ed. H. Pátková, 2000, S. 49ff.; dies., in: Dějiny a současnost 22, 2000, S. 22ff.; J. Martínek, Geografové v českých zemích 1800–1945 (biografický slovník), 2008; Literární archiv, PNP, Praha, CZ.
(J. Martínek)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)