Halaunbrenner, Karl (1881–1938), Heimatforscher, Sammler und Gendarm

Halaunbrenner Karl, Heimatforscher, Sammler und Gendarm. Geb. Komanesti, Bukowina (Comănești, RO), 10. 5. 1881; gest. KZ Buchenwald, Deutsches Reich (D), 22. 12. 1938 (beerdigt: Wiener Zentralfriedhof); mos. H. trat nach Ableistung seines Wehrdiensts 1905 als Wachtmeister in das Landesgendarmeriekommando Nr. 13 ein. Als solcher nahm er ab 1914 an der von Generalmajor →Eduard Fischer organisierten Verteidigung der Bukowina teil. 1919 kam er als Kriegsflüchtling zum Landesgendarmeriekommando nach Wien. Anfang 1922 wurde er nach der Landnahme des Burgenlands durch die österreichische Exekutive zum Landesgendarmeriekommando Burgenland überstellt, wo er als Revierinspektor zunächst in Pamhagen, Halbturn, Hagensdorf und schließlich ab 1925 in Großpetersdorf dienstzugeteilt war. Im Zuge der Amtshilfe als Gendarm kam er mit Ausgrabungen sowie Objektsammlungen für das 1926 neu eröffnete Burgenländische Landesmuseum in Kontakt. Daraus entwickelte sich ein über seine Dienstpflicht hinausreichender Sammeleifer, der H. zu einem der wichtigsten Unterstützer des Landesmuseums und Mitarbeiter von Direktor →Alphons Barb in den Anfangsjahren machte. Ein großer Teil der Sammlung geht auf ihn zurück. Volkskundliche Sammlungen in vielen Orten des Südburgenlands sowie v. a. Erwerbungen aus dem Schlossinventar von Rotenturm bildeten den Grundstock. Ab 1928 war H. an archäologischen Grabungen beteiligt und führte sie später mit Genehmigung von Landesmuseum und Bundesdenkmalamt allein durch. Neben römischen Hügelgräbern war sein größtes Grabungsprojekt die Freilegung der römischen Wasserleitung bei Rechnitz 1933. In Anerkennung seiner Sammlungen an Schriftgut von Privatpersonen, Körperschaften und Gemeinden wurde er 1930 zum Archivalienpfleger des Bundesdenkmalamts bestellt. Dieses Archivgut wurde mit der Errichtung des Burgenländischen Landesarchivs 1930 an dieses abgegeben. Seine Tätigkeit als Archivalienpfleger galt den Schloss- und Herrschaftsarchiven des Südburgenlands ebenso wie dem Aufbau eines Jüdischen Zentralarchivs des Burgenlands in enger Zusammenarbeit mit Sándor Wolf 1930–35 oder der Sammlung von Volksliedern. H. war Mitglied des Burgenländischen Heimat- und Naturschutzvereins. Als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus wurde er am Tag des „Anschlusses“ 1938 aus politischen Gründen verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau, später nach Buchenwald deportiert.

W.: Ein „Blochzieh’n“ in Großpetersdorf, in: Burgenländische Heimatblätter 1, 1927; Grundherrschaftliche Rechte und Pflichten der Bauern des Oberwarther Bezirkes im Jahre 1767, in: Mitteilungen des burgenländischen Heimat- und Naturschutzvereines 2, 1928; Türkenkrieg und Eisenberger Wein im Jahre 1532, ebd.; Das „Hexenhaus“ in Bad-Tatzmannsdorf, ebd.; Zur Geschichte und Heimatkunde von Jabing (Bezirk Oberwart), in: Mitteilungen des burgenländischen Heimat- und Naturschutzvereines 3, 1929; Beiträge zur Heimatkunde des Pinkatales, ebd. 4–5, 1930–31; Worüber alte Karten Aufschluß geben, in: Burgenland. Vierteljahrshefte für Landeskunde, Heimatschutz und Denkmalpflege 4, 1931.
L.: H. Brettl, Nationalsozialismus im Burgenland. Opfer. Täter. Gegner, 2013, S. 99f.; G. Polster, in: Kultur verbindet! Verwaltung, Vermittlung, Visionen, ed. G. Polster, 2015, S. 141ff.
(G. Polster)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)