Hatschek, Hans (Johann Baptist) (1890–1956), Unternehmer

Hatschek Hans (Johann Baptist), Unternehmer. Geb. Linz (Oberösterreich), 18. 8. 1890; gest. 4. 6. 1956; röm.-kath. Enkel des Linzer Brauereibesitzers Filipp Hatschek (geb. 1823; gest. Linz, 23. 2. 1908), Sohn von →Ludwig Hatschek und Rosa Hatschek, geb. Würzburger, Vater des Chemikers und Unternehmers Fritz Hatschek (geb. Linz, 24. 5. 1922; gest. 1. 1. 2013), der 1956 in das Familienunternehmen eintrat, und Rupert Hatschek (geb. Linz, 30. 9. 1927; gest. St. Martin am Ybbsfelde, Niederösterreich, 4. 8. 2016), der nach seinem Studium an der Universität für Bodenkultur im Unternehmen tätig war und die Wiener Niederlassung leitete; verheiratet mit Margarita Hatschek, geb. von Crippa. – H. besuchte ab 1901 die Linzer Realschule, wo er 1908 die Reifeprüfung ablegte. Danach studierte er in München. Während eines längeren Auslandsaufenthalts 1912 in England, dem sich Reisen nach Moskau, Indien und China anschlossen, erkrankte sein Vater. H. brach daraufhin den Aufenthalt und das Studium ab und widmete sich dem Familienunternehmen, dem er seit 1910 angehörte. Nach dem Tod des Vaters übernahm er die Leitung desselben, zu dem das Eternit-Werk Ludwig Hatschek in Vöcklabruck sowie die Gmundener Portlandzementfabrik Hans Hatschek gehörten. Bei der Führung des Eternit-Werks wurde er durch Hans Czerwenka unterstützt. Während des 1. Weltkriegs unterlag die Asbestindustrie Einschränkungen durch Rohasbestbeschlagnahmungen. Nach dem Krieg erfolgten ab 1921 wieder Asbestlieferungen aus Kanada, der Sowjetunion und Rhodesien. Das Unternehmen erlebte einen Aufschwung und meldete 1927–37 30 Patente an. 1929 begann H. mit der Rohrproduktion, zunächst mit der maschinellen Rohr-Erzeugung nach dem Herzog-Verfahren und ab 1930 nach dem Mazza-Verfahren. Diese Rohre wurden in den Wasserleitungsnetzen von Bad Hall und Graz verwendet. 1939 wurden neuerlich alle Asbestvorräte beschlagnahmt. Mangels Rohstoffen kam die Produktion fast zum Erliegen, weshalb man 1940 die Gemischtfaser-Rohrerzeugung aufnahm. Trotz guter Kontakte kamen auch nach dem Krieg keine Asbestlieferungen mehr und das ungarische Werk in Nyergesújfalu unterlag staatlicher Kontrolle. Die Gmundener Portlandzementfabrik, die 1907 für den steigenden Zementbedarf der Eternit-Werke in Vöcklabruck gegründet worden war, wurde in der Zwischenkriegszeit modernisiert. 1932 ersetzte man die veraltete und unwirtschaftlich arbeitende Brennanlage durch einen Lepolofen, der einen Ausstoß von 80.000 Tonnen jährlich erreichte. Die Steinbrüche erhielten neue Zerkleinerungsmaschinen. 1939 wurde ein zweiter Lepolofen errichtet, der allerdings erst 1949 in Betrieb ging und 180.000 Jahrestonnen an Leistung erreichte. 1948–50 wurden modernste Rohmaterialtrocknungs- und Mahlanlagen (Bauart Escher Wyss) und 1951 eine neue Zementmahlanlage installiert, Großbagger für die Steinbrüche angeschafft und die Lagerräume für Roh-, Zwischen- und Fertigprodukte, Laboratorium, Packanlage, Werkstätten, Magazine und Gleisanlagen erneuert und erweitert. H. engagierte sich auch im sozialen Bereich: Er stiftete das Gebäude des Landeskrankenhauses Vöcklabruck und errichtete Wohnungen sowie Reihenhäuser für Arbeiter und Angestellte.

L.: Festschrift der Eternit-Werke Ludwig Hatschek Vöcklabruck, 1950, S. 17 (mit Bild); E. Honigmann, in: Blätter für Technikgeschichte 18, 1956, S. 95ff. (mit Bild); E. Straßmayr, in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines 102, 1957, S. 123ff. (mit Bild); Zedhia, Zentraleuropäisches digitales wirtschafts- und gesellschaftshistorisches interaktives Archiv (online, Zugriff 17. 4. 2021); Technisches Museum, Wien; Linz-Stadtpfarre, Oberösterreich.
(S. B. Weiss)  
Zuletzt aktualisiert: 25.8.2023  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 11 (25.08.2023)