Hauenschild, Albert (Titus) (1871–1950), Industrieller

Hauenschild Albert (Titus), Industrieller. Geb. Wien, 18. 7. 1871; gest. Allmendingen oder Ulm (D), 8. 10. 1950; evang. Sohn von →Johann Hauenschild und Maria Theresia Hauenschild, geb. Wittmann. – H. wuchs u. a. in Wien, Berlin und in der Schweiz auf, besuchte die Bergakademie in Berlin und arbeitete zusammen mit seinem Vater an der Entwicklung der Zementschachtbrennöfen System Hauenschild. Seine erste Anstellung hatte er als Chemiker bei den Lothringer Portlandzementwerken in Diesdorf. 1899–1905 war er Betriebsleiter des Zementwerks Heming in Lothringen und kontrollierte dort die Produktion. Aufgrund seiner Erfahrungen, die er durch die Arbeit mit seinem Vater, in dessen Auftrag er sich mit der Inbetriebsetzung von Zement-Schachtöfen in Österreich und Polen beschäftigte, und durch seine Tätigkeiten in den Zementwerken gesammelt hatte, wurde er zum Direktor des Stammwerks der Beočiner Cementfabriks AG der Vojvodina, des größten Zementherstellers der österreichisch-ungarischen Monarchie mit sechs Fabriken in verschiedenen Ländern, ernannt. H. erkannte die Schwierigkeiten bei der händischen Entleerung der Öfen und entwickelte infolgedessen eine Automatisierung mittels eines Drehrosts, der den auf ihm lagernden Sinterstock abschert. Die Maschinenbau-Anstalt Curt von Grueber baute diesen mit einer Umdrehung pro Stunde. 1914 ging in Beočin der erste automatische Schachtofen in Betrieb und verdoppelte die Produktivität. 1918 musste H. kriegsbedingt fliehen. Ein Jahr später übernahm er zunächst die Leitung des großen Zementwerks Dalmatia bei Split, dem folgten als Aufgabenbereiche die Fabriken in Ungarn (Direktor des Zementwerks in Nyergesújfalu) und Deutschland (1924–44 Direktor der Zementwerke Mergelstetten und Allmendingen der Firma E. Schwenk in Ulm). 1944 zog er sich auf seinen Besitz in Szentendre bei Budapest zurück. H., dessen erste Frau früh verstarb und dessen zwei Söhne aus dieser Ehe als Studenten an der Technischen Hochschule in Charlottenburg verunfallten, verlor 1945/46 in Ungarn seine zweite Frau und den gemeinsamen Sohn, der in einem ungarischen Stahlwerk arbeitete, durch Ermordung. H. selbst wurde verhaftet und verbrachte nach seiner Freilassung 1947, von der Haft schwer beeinträchtigt, seinen Lebensabend in Deutschland.

L.: B. Block, Das Kalkbrennen mit besonderer Berücksichtigung des Schachtofens mit Mischfeuerung und die Gewinnung von kohlensäurehaltigen Gasen, 2. Aufl. 1924, S. 435f.; F. Tippmann, in: Zement-Kalk-Gips 4, 1951, H. 1, S. 21; Zedhia, Zentraleuropäisches digitales wirtschafts- und gesellschaftshistorisches interaktives Archiv (online, Zugriff 17. 4. 2021); Technisches Museum, Wien.
(S. B. Weiss)   
Zuletzt aktualisiert: 25.8.2023  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 11 (25.08.2023)