Hausmann, Friedrich (Friedrich Christoph) (1860–1936), Bildhauer, Medailleur und Kunstgewerbler

Hausmann Friedrich (Friedrich Christoph), Bildhauer, Medailleur und Kunstgewerbler. Geb. Wien, 23. 6. 1860; gest. Bad Soden am Taunus, Deutsches Reich (D), 23. 10. 1936; evang. Sohn eines Schraubenmachers, ab 1892 mit Maria Anna Seeboeck verheiratet. – H. absolvierte eine Bildhauerlehre und begann 1878 (als Gast) zunächst bei →Alois Düll ein Studium an der Wiener Akademie der bildenden Künste, 1879–83 setzte er dieses bei →Edmund von Hellmer fort (1880 Füger-Preis, 1880–81 Königswarter-Stipendium, 1881 Gundel-Preis, 1882 Neuling-Preis). Ab 1881 wirkte er als Zeichenlehrer an der Ersten Allgemeinen Zeichenschule und unterstützte Hellmer bei dessen ab 1882 ausgeführtem Erinnerungsmal an die Türkenbelagerung von 1683 im Wiener Stephansdom. 1884 unternahm H. eine Studienreise nach Rom, Sizilien, Griechenland und Kleinasien und etablierte sich nach seiner Rückkehr mit der Büste „Feldmarschall-Leutnant von Baumgarten“ als angesehener Künstler in Wien. Finanziert durch den von der Berliner Akademie der Künste verliehenen Preis der Michael-Beer-Stiftung, hielt er sich 1888–89 erneut in Rom auf. 1891 übersiedelte H. nach Frankfurt am Main, wo er bis 1922 an der Modellierklasse der dortigen Kunstgewerbeschule sowie 1892–1905 an der Bildhauerklasse (1899 Professor) der Städelschule unterrichtete. 1921–22 fungierte er als Leiter der Frankfurter Kunstgewerbeschule und betrieb in dieser Funktion maßgeblich deren Vereinigung mit der Städelschule. H., der anfänglich figurenreiche szenische Friese zur griechisch-klassischen Mythologie sowie allegorische Gruppen bevorzugte, zählte bis zu seinem Rückzug nach Bad Soden (1909) zu den meistbeschäftigten Künstlern Frankfurts. Er arbeitete vor allem in Stein, aber auch in Gips bzw. Bronze und schuf den monumentalen Schmuck für zahlreiche repräsentative Bauten (fast alle 1945 durch Bomben zerstört, u. a. Pariser Hof, Schauspielhaus, Hauptpost, Villa Bonn, alle Frankfurt; Gewerbemuseum, 1892, Stuttgart). In seinem späteren Schaffen dominierten Grabmäler (u. a. Mausoleum Gans, 1909–10, heute Verein für Feuerbestattung, Frankfurt). Hinzu kommen Bildnisbüsten und -reliefs von Unternehmern, Geistes- und Kunstschaffenden für Auftraggeber aus Frankfurt am Main, Südwestdeutschland (Grabmal Professor Alfred Kast, 1903, Freiburg im Breisgau) und Wien (Grabmal →Wilhelmine Rathner) sowie einige Medaillen und Plaketten (Historisches Museum, Frankfurt). Sein Werk verband akademische Traditionen mit dem Historismus; in Komposition und formaler Ausführung überwog ein zum Teil opulenter Neobarock. Zwischen 1900 und 1910 entstanden elegante Jugendstilarbeiten, so etwa das Relief eines weiblichen Figurenpaars (1900 Preis der Pariser Weltausstellung) oder sein Hauptwerk, der „Märchenbrunnen“ beim Frankfurter Schauspielhaus (1901–09; die Bronzefiguren wurden im 2. Weltkrieg eingeschmolzen; eine Rekonstruktion 2006 eingeweiht) sowie die allegorische Statue „Mainweibchen“ (1910). H.s Porträts sind lebendig, teils momenthaft aufgefasst und tendieren zum Realismus (beispielsweise Kinder- und Mädchen-Porträts). Vor allem späte Grabmäler zeigten zum Teil eine stärkere Rückbesinnung auf schlichtere, klassizierende Formen (Grabmal Leleithner, 1929, Hauptfriedhof Frankfurt). Zu seinen weiteren bedeutenden Arbeiten zählen die Steinfiguren „Kaiser Karl IV.“ und „Maximilian II.“ am Balkon des Frankfurter „Römers“ (1896–97). Daneben war er auch kunstgewerblich tätig (Prunkbecher für Kaiser Wilhelm II., Tafelaufsatz für das Frankfurter Ratssilber, beides 1903, Historisches Museum, Frankfurt) und experimentierte in der Zwischenkriegszeit im Auftrag der I. G. Farbenindustrie mit dem Plastikmaterial Igelit. H. war ab 1891 Mitglied der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) und ab 1907 stellvertretender Vorsitzender der Frankfurter Künstlergesellschaft. Für seine Arbeiten erhielt er u. a. den Grand Prix der Pariser Weltausstellung (1900) für eine Adlergruppe (angekauft von der Designer-Familie Tiffany, New York); 1910 wurde er mit dem Orden der Eisernen Krone III. Klasse ausgezeichnet.

Weitere W. (s. auch AKL): allegorisches Figurenpaar, 1888–91 (Kreisgericht, Ried im Innkreis); etc. – Teilnachlass: Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main, D.
L.: AKL (m. W. u. L.); Eisenberg 1; Thieme–Becker; G. Förschner, Frankfurter Medaillen und Plaketten aus der 1. Hälfte unseres Jahrhunderts, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 25, 1990, S. 74–77 (m. B.); Frankfurter Biographie 1, ed. W. Klötzer, 1994; Die Städelschule Frankfurt am Main von 1817 bis 1995, ed. H. Salden, Frankfurt am Main 1995, s. Reg. (Kat., m. B.); Von Köpfen und Körpern. Frankfurter Bildhauerei aus dem Städel, ed. A. Bastek, Frankfurt am Main 2006, S. 136–139 (Kat.); 150 Jahre Frankfurter Künstlergesellschaft, red. J. Opalla, Frankfurt am Main 2007, S. 56, 158f. (Kat.); ABK, Wien.
(D. Trier)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)