Kisch, Alexander (1848-1917), Theologe und Rabbiner

Kisch Alexander, Theologe. * Prag, 5. 10. 1848; † Prag, 8. 12. 1917. Sohn des Privatschuldir. Josef K. († 1874), Bruder des Balneologen Enoch H. K. (s. d.); entstammte einer Prager Familie, die im 17. Jh. aus Chiesch bei Eger nach Prag eingewandert war, wo ihre Mitgl. durch mehrere Generationen Inhaber der privilegierten Apotheke und angesehene Ärzte waren, unter diesen Abraham K., 1749 als erster Prager Jude in Halle zum Dr. med. promov. Eine ununterbrochene Linie führt zu dem durch den Golem populären, berühmten „hohen Rabbi Löw von Prag“ (ca. 1525–1609). K. stud. am jüd.-theolog. Seminar und an der Univ. Breslau, an der Univ. Tübingen (Dr. phil.) und auch in Paris, wo er Erzieher im Hause Baron H. Günzburgs war. Er wirkte als Rabbiner 1874 in Brüx, 1877 in Zürich, 1881 in Jungbunzlau, 1885–1917 in Prag als Gemeinderabbiner an der Meiselsynagoge. 1900 wurde er als erster und einziger Rabbiner Österr. staatlich beamteter Religionsprof., 1909 Inspektor des Religionsunterrichts. K. veranlaßte K. Franz Joseph (s. d.) 1899 in einer Audienz zur Zeit der Ritualmordhetze in Böhmen (Hilsner-Prozeß) zu eindrucksvoller öffentlicher Verurteilung des Antisemitismus. Er war ein bedeutender Kanzelredner und organisierte im Frieden die jüd. Militärseelsorge in Österr als Feldprediger. Hrsg.: Neue Israelit. Ztg. (Zürich), 1878–80, Israelit. Lehrerbote in Jungbunzlau, 1882–84.

W.: Papst Gregors IX. Anklageartikel gegen den Talmud, 1874; Die Prager Judenstadt während der Schlacht am Weißen Berge, 1892; Das Testament Mardochai Meisels, 1893; Das mos.-talmud. Eherecht von R. Ezechiel Landau, 1900; Erklärung der in der Alkuin-Hs. n. 795 der Hofbibl. Wien enthaltenen got. Fragmente, 1902; etc.
L.: G. Kisch, A. K. 1848–1917, eine Skizze seines Lebens und Wirkens, 1934 (mit Werksverzeichnis); G. Kisch, Der erste Zürcher Rabbiner, in: Israelit. Wochenbl. für die Schweiz, Bd. 62, 1962, S. 39–44.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 14, 1964), S. 347f.
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