Köchel, Ludwig von (1800-1877), Musikwissenschaftler, Botaniker und Mineraloge

Köchel Ludwig von, Musikforscher, Botaniker und Mineraloge. * Stein (N.Ö.), 14. 1. 1800; † Wien, 3. 6. 1877. Stud. am Piaristengymn. in Krems, 1816–21 an der Univ. Wien Jus, 1827 Dr. jur. 1823–42 war er Erzieher bei vornehmen Familien (1827–42 im Hause des Erzh. Karl), 1842–47 unternahm er ausgedehnte Reisen u. a. zu botan. Stud., 1848–50 lebte er in Teschen, 1850–63 in Salzburg, 1850–52 als k. k. Schulrat und Schulinspektor, dann als Privatmann seinen naturhist. und musikhist. Stud., ab 1863 wieder in Wien. K. schenkte der Musikwiss. mehrere Standardwerke, u. a. das sogenannte K(öchel)-V(erzeichnis) der Werke Mozarts, das er auf Grund eingehender (1859–62) Studienreisen (1862 erschien eine Vorstud. „Über den Umfang der musical. Productivität W. A. Mozarts“) und unter Verwendung ihm zur Verfügung gestellter Materialien von O. Jahn (Widmungsträger des Werkes), J. Hauer, des Verlages André u. a. 1862 herausbrachte (verschiedene Neuaufl. und Bearb., die [letzte] 6. Aufl., 1964). Er schuf damit die Grundlage für die von ihm angeregte und lebhaft, auch materiell, unterstützte krit. Gesamtausgabe der Werke Mozarts (1882–89). Der Katalog selbst ist, dem damaligen Stand der Forschung angemessen, method. erstaunlich gut angelegt. Der Nachteil des Werkes ist nur die chronolog. Reihung, welche vielfach durch spätere Forschungen (u. a. Wyzewa & St. Foix) revidiert wurde und in den späteren Bearb. (seit A. Einsteins 3. Aufl. 1937) zu einer Doppelnumerierung zwang. Die 83 neuaufgefundenen Originalbriefe Beethovens sind neben der im selben Jahr herausgekommenen Briefsmlg. von L. Nohl die erste diesbezügliche Edition. Von seinen naturwiss. Arbeiten ist die Neuentdeckung einiger Pflanzen (Reseda affinis Koechel, Verbascum lyratifolium) und ein Buch über „Die Mineralien des Herzogthumes Salzburg“, 1859, hervorzuheben. K. betrieb auch Forschungen auf dem Gebiet der Salzburger Lokalgeschichte (unveröff.) und gab Gedichtsmlg. heraus. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1842 nob., 1847 Vizepräs. und 1871 Ehrenmitgl. der Ges. der Musikfreunde in Wien, 1867 Ehrenmitgl. des Salzburger Mozarteums und der Ges. für Salzburger Landeskde.; 1871 Vizepräs. der k. k. zoolog.-botan. Ges. in Wien.

W.: Die Mineralien des Herzogthumes Salzburg, 1859; Über den Umfang der musical. Productivität W. A. Mozarts, 1862; Chronolog.-themat. Verzeichniss sämmtlicher Tonwerke Wolfgang Amade Mozarts, 1862; Nachträge und Berichtigungen zu v. K.s Verzeichnis der Werke Mozarts, in: Allg. Musikal. Ztg. II, 1864, S. 493 ff.; Dreiundachtzig neu aufgefundene Original-Briefe Ludwig v. Beethovens an den Erzh. Rudolph, 1865; Die k. Hof-Musikkapelle in Wien von 1543–1867, 1869; Johann Josef Fux, Hofcompositor und Hofkapellmeister der K. Leopold I., Joseph I. und Karl VI. von 1689–1740, 1873; etc.
L.: Wurzbach; (P. Waldersee), Vorrede zur 2. Aufl. des Köchel-Verzeichnisses, 1905; Die Musik in Geschichte und Gegenwart 7 (dort auch weitere Literatur); ADB; Kosch, Das kath. Deutschland; Poggendorff, 3; Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskde., 1877, S. 240 ff.; Das Waldviertel, 1956, n. 3/4; Adler, Bd. 74, 1957, H. 7.
(Antonicek)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 16, 1966), S. 27f.
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