Lamberg-Sprinzenstein, Anton Franz de Paula Gf. von (1740-1822), Sammler

Lamberg-Sprinzenstein Anton Franz de Paula Graf von, Sammler. * Wien, 2. 8. 1740; † Wien, 26. 6. 1822. Aus der jüngeren Orteneckschen Hauptlinie; widmete sich der diplomat. Laufbahn und war als wirklicher Geh. Rat und Kämmerer seit 1776 österr. Gesandter in Turin und Neapel, wo er die Stud. junger Künstler weitgehend förderte. So ließ er sich u. a. von M. F. Quadal porträtieren und nahm vor allem H. F. Füger (s. d.) 1781–83 gastlich in seinem Hause auf. Auf seine Empfehlung malte Füger nicht nur das Bildnis der Kgn. Karoline v. Neapel, sondern führte auch 3 große allegor. Gemälde im Bibliothekssaal zu Caserta aus. In L.s Besitz befanden sich Werke von J. Ph. Hackert und M. Wutky, die der Sammler ebenso von den Künstlern erworben hat wie die Aquarell- und Guasch-Kopien nach antiken Wandgemälden von G. Volpato. Wenn L. sicher einige wertvolle Gemälde geerbt haben dürfte, so bilden die in Italien erworbenen Bilder lebender Künstler doch den Grundstock seiner Smlg., die er durch Ankäufe auf seinen verschiedenen Reisen (nach Italien, Deutschland, Frankreich, England und den Niederlanden) von bedeutenden Kunstsammlern (Kaunitz, Liechtenstein, Esterhazy), aber auch von Kunstfreunden und Kunsthändlern (A. J. Braun aus Wien, J. F. Frauenholz aus Nürnberg, A. F. Oeser aus Leipzig) sowie durch Mittelspersonen vergrößerte. In Neapel sammelte L. auch antike Vasen (500 Stück), die 1815 um 12.000 fl vom k. Antikenkabinett in Wien erworben wurden. Ein Teil seiner schließlich 740 Meisterwerke umfassenden Smlg. war auf seinem Landsitz in Nußdorf bei Wien (das 1750 erbaute Schloß wurde 1888 niedergerissen, an seiner Stelle befindet sich heute der Bahnhof Nußdorf der Franz-Josefs-Bahn), der Hauptbestand jedoch im 2. Stockwerk seiner Wr. Wohnung in der Walfischgasse n. 1081 aufgestellt. Kunstfreunden gewährte L. jederzeit Zutritt zu seiner Privatsmlg. 1807 wurde L. Ehrenmitgl. der Akad. der bildenden Künste in Wien und nach dem Tode J. v. Sonnenfels († 1817) 1818 Präses der Akad. 1820 vermachte er seine wertvollen Gemälde, darunter solche von H. Bosch, P. P. Rubens, Rembrandt, zahlreiche Niederländer des 17. Jh., F. Guardi etc. als Studiensmlg. der Akad., damit die heranwachsenden jungen Künstler daran lernen sollten. Die L.sche Smlg., 1835 allg. zugänglich gemacht, bildet heute den wichtigsten Bestandteil der Gemäldegalerie der Akad. der bildenden Künste in Wien.

L.: Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; Gräffer–Czikann; F. M. Laborde, Collection des Vases grecs de M. le comte de L., 2 Bde., 1813; M. Poch-Kalous, Die Gemäldegalerie der Akad. der bildenden Künste. Entstehung und Geschichte, 1968; C. v. Lützow, Geschichte der Akad. der bildenden Künste in Wien, 1877; W. Wagner, Die Geschichte der Akad. der bildenden Künste in Wien, 1967; Th. v. Frimmel, Geschichte der Wr. Gemäldesmlgn. 4, 1901; J. v. Kurtzbeck, Nouveau Guide pour Vienne, 1792; K. G. Küttner, Reise durch Deutschland 3, 1798; G. De Freddy, Descrizione della Città di Vienna 1, 1800; J. F. Reichhardt, Vertrauliche Briefe 1, 1809; J. Pezzl, Beschreibung von Wien, 4. Aufl., 1816; F. M. Laborde, Voyage pittoresque en Autriche 2, 1821.
(Poch-Kalous)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 20, 1969), S. 412
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