Leitenberger, Friedrich Franz Josef Frh. von (1837-1899), Industrieller

Leitenberger Friedrich Franz Josef Frh. von, Industrieller. * Wien, 5. 11. 1837; † Josefsthal (Josefův Důl, Böhmen), 26. 2. 1899. Enkel des Industriellen Franz L. (s. d.), Neffe des Industriellen Friedrich L. d. Ä. (s. d.), Vater des Vorigen. Absolv. das Schottengymn., stud. anschließend am Polytechn. Inst. in Wien und am Conservatoire des arts et métiers in Paris, unternahm dann ausgedehnte Reisen in Europa zum Besuch der Baumwollverarbeitungsbetriebe und leitete ab 1858 als Nachfolger und Erbe seines Onkels Friedrich L. d. Ä. die L.sche Fa. in Josefsthal-Kosmanos. Er erweiterte dort die maschinelle Einrichtung und sorgte vor allem auch für die künstler. Vervollkommnung der Kattundruckerei, deren Erzeugnisse in der Folge ihrer Zeichnung und Farbe wegen auf allen Ausst. dominierten. 1868 verlegte er die letzte der Abt. nach Josefsthal, veräußerte die Gebäude in Kosmanos, errichtete im gleichen Jahr eine Baumwollspinnerei und Weberei in Grottau-Görsdorf und eröff. auch Niederlagen in Wien und Budapest. In vorbildlicher Weise sorgte L. für seine Arbeiter und unterhielt u. a. für deren Kinder eine Volksschule. L. hatte vor allem entscheidenden Einfluß in der Reichenberger Handels- und Gewerbekammer, der er ab 1861 angehörte und die ihn 1868 in den Landtag und 1873 in den Reichsrat entsandte. Er beschäftigte sich intensiv mit handels- und zollpolit. Fragen und trug in jeder Hinsicht zur Förderung der industriellen Bestrebungen bei. Zu seinen größten Leistungen gehört die Gründung des „Centralverbandes der Industriellen Österreichs“, dessen erster Präs. er wurde und der ein gemeinsames Vorgehen in wirtschaftspolit. Fragen ermöglichen sollte. Sein Plan einer ähnlichen Dachorganisation für den Handel fand keine Verwirklichung. Er war auch Mitbegründer und Vizepräs. des Industriellen-Clubs sowie Ehrenpräs. des Verbandes der Baumwollindustriellen. Besonderes Interesse brachte L., der mehrere Jahre dem Kuratorium des Österr. Mus. für Kunst- und Industrie angehörte, allen künstler. Fragen entgegen, förderte junge Künstler und trug u. a. den wesentlichen Teil der Kosten für das Liebenberg-Denkmal in Wien. L., auch Mitgl. der Staatsschulden-Kontrollkomm., des Staatseisenbahnrates, Vizepräs. der Wr. Freiwilligen Rettungsges. etc., wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 1873 Frh., 1892 Mitgl. des Herrenhauses auf Lebenszeit und trat stets für die Wahrung der Rechte der Dt. in Böhmen ein.

L.: Wr. Ztg. und Reichenberger Ztg. vom 26. 10., N. Fr. Pr. vom 26. und 27. 10. 1899; Die Industrie, Jg. 2, 1897, n. 46, Jg. 4, 1899, n. 43–45; Biograph. Jb., 1900; H. Hallwich, Fa. L. 1793–1893. Eine Denkschrift, 1893.
(Hillbrand)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 22, 1970), S. 113
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