Mitteregger, Josef (1832–1907), Lehrer und Chemiker

Mitteregger Josef, Lehrer und Chemiker. Geb. Alm (Maria Alm am Steinernen Meer, Salzburg), 28. 5. 1832; gest. Klagenfurt (Klagenfurt am Wörthersee, Kärnten), 30. 3. 1907. Stammte aus ärmlichen Verhältnissen und wuchs bei Zieheltern auf; ab 1860 mit Josefine Mitteregger, geb. Rupprecht (geb. 13. 10. 1836; gest. 8. 4. 1918) verheiratet; sechs Kinder. – M. besuchte ab 1844 die Normalschule in Salzburg, ab 1845 das dortige Gymnasium. Nach der Matura 1854 studierte er an der philosophischen Fakultät der Universität Wien. Seine Mitarbeit im chemischen Laboratorium bei →Josef Redtenbacher wurde durch ein Stipendium honoriert; 1857 Lehrbefähigungsprüfung für Oberrealschulen aus Chemie und Naturgeschichte. M. erhielt zunächst eine Stelle als Supplent für den Unterricht in Chemie an der Staatsoberrealschule in Klagenfurt, 1858 erfolgte seine definitive Anstellung. Im selben Jahr wurde er zum Landesgerichtschemiker ernannt; 1859 Dr. phil. an der Universität Graz. Bis 1903 lehrte er nicht nur an der Staatsoberrealschule, sondern auch an folgenden Schulen in Klagenfurt: an der Ackerbauschule, an der Bergschule, an der Höheren Töchter-, der Gärtner-, der Meierei-, der Maschinenfachschule und der Mädchen-Handelsschule, an welcher er auch 20 Jahre den Posten eines Direktors bekleidete; 1900 Schulrat. Internationales Ansehen erlangte er insbesondere durch Untersuchungen von Kärntner Heilquellen und Brunnenwässern. In den „Jahrbüchern des Naturhistorischen Landesmuseums von Kärnten“ veröffentlichte er 30 von ihm durchgeführte Analysen praktisch aller zu seiner Zeit bekannten Mineral- und Heilquellen Kärntens. Weitere allgemein gehaltene Beiträge zu diesem Thema finden sich in der Zeitschrift „Carinthia II. Mitteilungen des naturhistorischen Landesmuseums für Kärnten“. Seine Analyseergebnisse des Klagenfurter Trinkwassers veröffentlichte er u. a. in den „Jahresberichten der Staatsoberrealschule zu Klagenfurt“ sowie in der „Carinthia. Zeitschrift für Vaterlandskunde, Belehrung und Unterhaltung“. Ein weiteres Forschungsgebiet stellten Analysen von Bleierzen dar, deren Ergebnisse in der „Zeitschrift des berg- und hüttenmännischen Vereines für Kärnten“ erschienen. M.s größtes Verdienst liegt jedoch in der Verfassung von Lehrbüchern für den Chemieunterricht an höheren Schulen. 1861 erschien sein erstes Lehrbuch „Die qualitative und quantitative chemische Analise für Anfänger“ (2. Aufl. 1868), 1879 die 1. Auflage des zweiteiligen „Lehrbuchs der Chemie für Oberrealschulen“ mit Schwerpunkt anorganischer Chemie (bis 1906 10 Aufl.), ergänzt durch den 2. Teil „Lehrbuch der organischen Chemie für Oberrealschulen“ (1897, bis 1905 8 Aufl.). 1888 folgten die „Anfangsgründe der Chemie für die vierte Classe der Realschulen“ (weitere 7 Aufl. 1892–1905) und 1892 ein „Lehrbuch der Chemie und chemischen Technologie für höhere Handelslehranstalten“. Vielfach unveröffentlicht blieben seine analytischen Untersuchungen, die er als Gerichts- und technischer Chemiker durchgeführt hatte. Darüber hinaus lag sein Schwerpunkt der Wissensvermittlung auf dem Gebiet der allgemeinen Chemie in der Erwachsenenbildung in Form von populärwissenschaftlichen Vorträgen an der Staatsoberrealschule und am Landesmuseum in Klagenfurt, u. a. über Gifte, Alchemie, Verwitterung, Verbrennung bis hin zur Chemie der Nahrungsmittel. Rund 50 Jahre lang war M. um das Landesmuseum bemüht. Schon 1858 wurde er zum Komiteemitglied ernannt und gehörte diesem ununterbrochen bis zu seinem Tod als Vertreter und Förderer der Interessen dieser Institution an. Er war zeitweise deren Vizepräsident und fungierte 1898–1906 als Vereinssekretär. 1869–75 bekleidete M. das Amt des Bezirksschulinspektors für den politischen Bezirk St. Veit an der Glan, 1877–92 war er Mitglied des Gemeinderats der Stadt Klagenfurt und ab 1880 Kurator der Kärntner Sparkasse. 1880 erhielt er das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone sowie 1903 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W.: s. Pertlik, 2012.
(F. Pertlik)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)