Mitterer, Ignaz (1850-1924), Komponist und Domkapellmeister

Mitterer Ignaz, Komponist und Domkapellmeister. * St. Justina (Osttirol), 2. 2. 1850; † Brixen (Südtirol), 18. 8. 1924. Sohn eines Bauern; stud. in Brixen Theol. und betätigte sich kompositor. Unter dem Einfluß des Domorganisten Zangl und Höllwarths wandte er sich 1868 dem Cäcilianismus zu. 1874 zum Priester geweiht, wirkte er zunächst als Kooperator in der Seelsorge. 1876/77 besuchte er die Kirchenmusikschule in Regensburg (Haberl und Haller). 1881 war er Kaplan an der Kirche S. Maria dell’ Anima in Rom, bis er 1882 als Domkapellmeister und als Doz. an die Kirchenmusikschule nach Regensburg berufen wurde. 1885–1917 Kapellmeister am Dom zu Brixen. M. unterrichtete auch Gesang am Gymn. und am Priesterseminar. Mit dem von ihm reorganisierten Domchor, in dem Knaben die Oberstimmen sangen, brachte er glanzvolle Aufführungen zustande und hatte mit einem von ihm geleiteten Männerquartett großen Erfolg. M.s kirchliche Kompositionen stellen eine glückliche Synthese der klass. Vokalpolyphonie mit modernen Stilelementen dar. Obwohl einer der bedeutendsten Vertreter des Cäcilianismus, ging er über den engen Rahmen dieser Richtung durch die Einführung des Orchesters hinaus (ab 1900). Sein Schaffen umfaßt über 200 mit Opus-Zahlen versehene, vorwiegend kirchliche Kompositionen, die zum Großteil im Druck erschienen und im kath. Bereich weite Verbreitung fanden. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. Propst von Ehrenburg, 1905 Ehrenbürger von Brixen, 1906 päpstlicher Geheimkämmerer (Monsignore), 1917 Domherr, wirkendes Mitgl. der Ges. zur Hrsg. von Denkmälern der Tonkunst in Österr.

W.: Kirchenmusik: 34 Messen; 10 Requiem; 104 Gradualien; ca. 190 Offertorien; 18 Vespern; 27 Karwochenresponsorien; 8 Weihnachtsresponsorien; Herz Jesu-Lieder, u. a. das Bundeslied „Auf zum Schwure“; Marienlieder; latein. und dt. Gesänge. Weltliche Musik: Der Tiroler Adler (Kantate); Tod des großen Pan (Kantate); gemischte Chöre, u. a. Lieder im traulichen Kreise; Männerchöre, u. a. Das Lied vom Land Tirol; Gesangeinlagen für Theaterstücke; etc. Publ.: Die wichtigsten kirchlichen Vorschriften für kath. Kirchenmusik, 1885, 4. Aufl. 1905, engl. 1901; Prakt. Chorsingschule, 1894, Suppl. 1904, 6. Aufl. 1925; Prakt. Leitfaden für den Unterricht im röm. Choralgesange, 1896, 2. Aufl. 1911. Hrsg.: Nachlaß des Kirchenkomponisten K. Greith, 11 He., o. J.; Musica Ecclesiastica, Smlg. leichter Kirchenmusikalien, 71 Lfg., o. J.; Bearb. von Werken Palestrinas, O. di Lassos, J. J. Fux’ etc.
L.: Neue Tiroler Stimmen vom 21. 8. 1917 und 14. 8. 1918; Tiroler Anzeiger vom 4. 2. 1920 und 21. 8. 1924; RP vom 22. und 28. 8. 1924; Dolomiten vom 27. 3., 16. und 22. 5. 1950 und 19. 8. 1964; Tiroler Nachr. vom 21. 8. und Osttiroler Bote vom 3. 9. 1964; Der Schliern, Bd. 5, 1924, S. 265 ff., Bd. 23, 1949, S. 336 ff., Bd. 35, 1961, S. 273 ff. (mit Werksverzeichnis), Bd. 37, 1963, S. 387 ff.; Musica sacra, Jg. 55, 1925, S. 151 ff., 160 ff.; Alpenländ. Kirchenchor, 1949, n. 718, S. 7; R. Corazza, I. M. als Kirchenkomponist, phil. Diss. Wien, 1938; ders., I. M., der große Kirchenkomponist Südtirols, in: An der Etsch und im Gebirge, Bd. 10, 1949; Abert; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Frank–Altmann; Riemann; Buchberger; RGG; Kosch, Das kath. Deutschland.
(W. Senn)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 29, 1975), S. 325
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