Opitz Ambros, Journalist, Verleger und Politiker. * Großschönau (Velký Šenov, Böhmen), 27. 9. 1846; † Warnsdorf (Varnsdorf, Böhmen), 27. 9. 1907. Sohn eines Textilkaufmanns; stud. kath. Theol. am Priesterseminar in Leitmeritz. Nach seiner Priesterweihe (1870) kam O. als Kaplan nach Warnsdorf, wo er in der Auseinandersetzung mit Nittel (s. d.) mit dem Altkatholizismus konfrontiert wurde. O.’ Kampf gegen diese Bewegung sowie gegen die antikirchlichen Zeitströmungen des Liberalismus, der ihn immer stärker die Bedeutung einer religiösen Aktivierung des Volkes erkennen ließ, führte ihn über sein seelsorger. Ziel hinaus zum polit. Eintreten für die christlichsozialen Ideen sowohl in seiner engeren böhm. Heimat als auch in der Gesamtmonarchie. Die wesentlichsten Faktoren zur Verwirklichung seiner religiösen und polit. Ziele sah O., der immer stärker als Volksredner und Organisator hervortrat, im Verbandswesen und in der Publizistik. Hauptsächlich durch seine Initiative und unter seiner Mitwirkung wurden im Sudetengebiet zahlreiche kath. Ver. (Lese-, Fortbildungs-, Arbeiter-, Männer- und Frauenver.), Raiffeisenkassen etc. gegründet, u. a. der Volksver. in Warnsdorf (als Vorbild für eine Reihe anderer Ver. in Dt. Böhmen), der Christlichsoziale Verband für Dt. Böhmen (1897) und die Ges. Volkskredit (1891). O. organisierte die ersten dt. Katholikentage in Böhmen (ab 1887) und trat auch auf den allg. österr. (bes. in Linz und Salzburg) hervor. Ab 1874 nicht mehr in der Seelsorge tätig, erwarb er im selben Jahr eine Buchdruckerei in Warnsdorf, ein Unternehmen, das er in den nächsten Jahren immer mehr ausgestaltete und auch um eine Buchbinderei und Buchhandlung vergrößerte. Hier (und später auch in seiner Offizin in Wien) gab O. im eigenen Verlag zahlreiche, hauptsächlich von ihm selbst gegründete und z. Tl. von ihm red. Ztg., Z. und religiöse Druckwerke häufig moralisierenden Inhalts heraus, welche zum Großteil noch lange nach seinem Tod weiterbestanden, so die polit. Ws. „Nordböhmisches Volksblatt“, die „Warnsdorfer Hausblätter“ (in Wien erschienen als „Christliches Familienblatt zur Unterhaltung und Belehrung“), das „Egerland“ etc. 1893 übernahm O. den Verlag der von Gürtler (s. d.) gegründeten Familienz. „Immergrün“, 1898 der Broschürenr. „Volksaufklärung“ und baute so sein Unternehmen immer mehr zu einer führenden kath. Verlagsanstalt aus; unter seiner Mithilfe entstanden in Böhmen aber auch noch andere kath. Druckereien und Buchhandlungen. Überregionale Bedeutung jedoch erlangte O. als Mitbegründer und – zeitweise – Hrsg. und Verleger der „Reichspost“, die er durch größten persönlichen Einsatz auch in Krisenzeiten lebensfähig halten konnte. Als Politiker war er entschiedener Gegner der Los von Rom-Bewegung und von bestimmendem Einfluß auf die Haltung der Christlichsozialen in der Badeni-Frage. 1895–1901 Landtagsabg.