Schamann, Franz (1876-1909), Schriftsteller

Schamann Franz, Schriftsteller. * Brünn (Brno), 4. (6.) 9. 1876; † Wien, 6. 9. 1909. Sohn eines Hausmeisters und Kapellendieners im städt. Siechenhaus und Inhabers einer Tabaktrafik; arbeitete als Praktikant, später als Magazineur in einer Brünner Tuchfabrik. Nach der Militärzeit (1896–1898) war er kurz in einer Fabrik beschäftigt und kam ca. 1899 als Arbeitsloser nach Wien, wo er als freier Schriftsteller, ständig in finanzieller Not und von seiner Freundin und späteren Frau, dann auch von seinem Freund L. v. Ficker unterstützt, lebte. Dazu kam eine schwache körperliche Konstitution; Krankheit hinderte ihn immer wieder daran, sich durch schriftsteller. Arbeit auch nur das Notwendigste zu verdienen. Die Schaffensperiode S.s beschränkt sich auf etwa zehn Jahre, in denen eine Reihe von Dramen und Prosaarbeiten entstand. Ab Anfang 1906 war er Mitarbeiter der „Arbeiter-Zeitung“, für die er Feuilletons, Erz. und Kritiken schrieb. Das Bestreben S.s, der Zola als seinen Lehrmeister betrachtete, war es, jene Wirklichkeit aufzuzeigen, die er selbst erlebt hat, nämlich Leid, Krankheit und Not, vor allem aber deren Ursachen aufzudecken und zu verdammen. Seine Erfahrungen wurden durch die schon im Naturalismus vorhandene Thematik aktualisiert, aber er griff auch neue, in die Zukunft weisende Gedanken auf und wies, etwa durch die Verwendung von Symbolen, Visionen etc., über den Naturalismus hinaus. Die Gedankenverwandtschaft mit vielen Autoren seiner Zeit macht ihn zu einem typ. Vertreter der Jh. Wende. Allerdings rückt sein Unvermögen, diese zeitgemäßen Themen sprachlich und formal entsprechend zu bewältigen, sein Werk, das nach seinem Tod bald in Vergessenheit geriet, in die Nähe der Trivialliteratur.

W.: Aida, 1909 (Novcllensmlg.); Die Nachwehen. Ein Roman aus Österr., 1910; Mähr. Geschichten, o. J.: Der Sakermentsjud, o. J.; etc. Beitrr. in Ztg. und Z., u. a. über 50 Feuilletons und Rezensionen in Arbeiter-Ztg. Dramen: Liebe, 1901 (Volksstück); Passion, 1903; Überwinder!, 1903 (Einaktersmlg.); Die Bismarckeiche, aufgef. 1907; etc. –Nachlaß, Briefwechsel mit L. v. Ficker, beides Brenner-Archiv, Innsbruck.
L.: Arbeiter-Ztg. vom 22. 7. 1906, 6. und 8. 9. 1909; Tagesbote aus Mähren und Schleien vom 9. 9. 1909 ( Abendausg.); N. Fr. Pr. vom 10. 12. 1910; K. Krejči, in: Musil-Forum 1, 1975, S. 34 f.; M. G. Hall, ebenda, 1, 1975, S. 197 ff.; K. Krejčí, ebenda, 2, 1976, S. 85 ff.; Brümmer; Giebisch-Gugüz; Kosch; Koseh, Kath. Deutschland (s. Sehemann F.); Kosch, Theaterlex.; Nagl-Zeídler-Castle 3–4, s. Reg.; O. Stauf von der March, Wir Dt.Österreicher, 1913, S. 171 f.; R. Kaufmann. F. S. Eine Monographie, phil. Diss. Innsbruck, 1975 (mit Werks- und Literaturverzeich nis); dies., in: Untersuchungen zum „Brenner“ hrsg. von W. Methlagl, E. Sauermann und S. P. Scheichl, (1981), S. 177 ff.; K. H. Strobl, Glückhafte Wanderschaft, o. J. S. 183 ff.
(R. Kaufmann)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 35f.
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