Scheibe Theodor, Journalist und Schriftsteller, Ps. Dr. Stark, Ernst Rose. * Znaim (Znojmo, Mähren), 18. 8. 1820; † Kasten b. Böheimkirchen (NÖ), 25. 3. 1881. Sohn eines Off. und späteren Staatsbeamten; hörte an der Univ. Wien Jus, gab sein Stud. aber schließlich zugunsten einer literar. Laufbahn auf. Bereits seine in vormärzlichen belletrist. Bll. („Humorist“, „Wiener Zeitschrift“) publ. frühen Arbeiten lassen sein Erzähltalent erkennen. Seine Teilnahme an der Revolution (Flugschriften, Red. und Hrsg. der Z. „Der Mann des Volkes“) zwang ihn zur Flucht aus Wien. Nach seiner Rückkehr wirkte er für das Volkstheater und wurde dann Mitarbeiter des humorist.-satir. Bl. „Punch“ und Feuilletonist der „Morgen-Post“, 1851–56 gab er das Witzbl. „Pumpernickel“ heraus, 1862 rief er das Witzbl. „Der Kukuk“ ins Leben, dessen Hrsg. und Red. er bis 1869 war. S.s eigentliche schriftsteller. Domäne war jedoch das Genre des kolportagehaften Wr. Lokalromans mit (pseudo-)geschichtlichem Hintergrund, anspruchslose Fortsetzungsromane für die „Morgen-Post“ und das „Neue Wiener Tagblatt“ sowie Buchausg. Auf diesem Gebiet entwickelte er eine ungeheure Produktivität mit über 100 umfangreichen Romanen, die von den abenteuerlichsten Handlungsabläufen und effektvollsten Versatzstücken des spätromant. Unterhaltungsromantypus bestimmt sind. Auch die gleichzeitige Abfassung mehrerer Intrigenromane erfolgte zu Lasten der literar. Qualität seiner dem Liberalismus verpflichteten Arbeiten. Ungeachtet dessen wurde er u. a. in den 60er und 70er Jahren des 19. Jh. ein bekannter Vertreter des geschichtlichen Volksromans in der Nachfolge Braun-Braunthals (s. d.) und Eduard Breiers und seinerseits für viele junge Durchschnittsliteraten zum Vorbild (u. a. mit „Das alte Kloster“, 2 Tle., und „Das Wiener Irrenhaus“, 2 Bde., beides 1863, „Die Marketenderin vom Regimente Deutsch-Meister“, 1864, „Kaiser Josef II. und die Freimaurer in Wien“, o. J.).