Schmid, Franz X.; Ps. Schmid-Schwarzenberg (1819-1883), Philosoph und Pädagoge

Schmid Franz X. Ps. Schmid-Schwarzenberg, Religionsphilosoph und Pädagoge. Geb. Schwarzenberg (OÖ), 22. 10. 1819; gest. München, Bayern (Deutschland), 28. 11. 1883. Sohn eines Zollbeamten; stud. nach dem Gymn. 1840–44 am Salzburger Lyzeum Theol. und Phil. 1850 prom. er zum Dr. phil. an der Univ. Freiburg i. Br. S. wurde 1843 zum Priester geweiht, 1844 Kurat. Bis 1846 wirkte S. als Koadjutor in St. Johann i. Pongau, anschließend in Dürnberg, 1847 in Hallwang und 1848 zunächst in Aigen. Er war Anhänger der vom Hofbauerkreis beeinflußten Theol. A. Günthers (s. d.), der die Theol. mit der Phil. vereinen und als Vernunftwiss. erneuern wollte. S. suchte diese Ideen in radikalisierter Form als Prediger und Schriftsteller, so in der Z. „Volksblätter aus Salzburg“, zu verbreiten. Im Herbst 1848 mußte er Salzburg verlassen und verbrachte die folgenden zwei Jahre in den Diözesen Linz und Wien. Nach 1850 zunächst Lehrer für Phil. und Geschichte am Lyzeum in Rastatt, wirkte er 1852 als Koadjutor in Obertrum, 1853 in Eugendorf und 1854 in Siezendorf. 1855 zog er sich als Privatgelehrter nach Salzburg zurück, wo er 1855/56, gem. mit dem Lehrer Valentin Rehle, die bedeutende Salzburger Druckerei Duyle besaß, in der u. a. die Salzburger Landesztg. gedruckt wurde. Nach der Kritik, die seine „Katholische Dogmatik“ erfuhr, löste er sich von den Güntherianern und verließ nach dem Konkordat von 1855 Österr. Nachdem er zur evang. Konfession AB übergetreten und als Schutzverwandter in Erlangen (Bayern) aufgenommen worden war, wurde er 1856 mit der Habil.Schrift „De Inventione Veritatis“ zum Priv.Doz. für Phil. an der dortigen Univ. ernannt. Im gleichen Jahr heiratete er Barbara Anna Brodmann, die ihm aus Salzburg gefolgt war und ihm 1857 den Sohn Aurelius S., später Jurist in München, gebar. Nach anfänglichem Widerstand der Fak. wurde er 1862 zum ao. Prof. ernannt. In seiner Lehrtätigkeit widmete er sich bes. der Geschichte der Phil. und der Religionsphil., betätigte sich aber nebenbei auch als Dichter („Des Lebens Licht und Schatten“, 1856, „Studien zu einem neuen Faust“, 1856) und Volksschriftsteller („Quellwasser für das deutsche Volk“, 1860). Zunehmend verlagerte sich sein Interesse auf das Gebiet der Volkserziehung. So gründete er 1871 den Ver. für Volkserziehung und eröff. 1872 den ersten dt. Knabenhort „Sonnenblume“ in Erlangen, den er später unter das Motto „Der Mensch kann nur Mensch werden durch Erziehung“ stellte. Nach dem Vorbild dieser Anstalt, die arme, schulpflichtige Knaben betreute, entstanden in Deutschland, Österr. und der Schweiz ähnliche Horte. Zu seinen Lebzeiten wurde er durch Aufnahme in das Freie dt. Hochstift in Frankfurt a. Main, nach seinem Ableben durch die Aufstellung einer Büste im Vorgarten der „Sonnenblume“ geehrt.

W.: Die Bekehrung des hl. Paulus, 1848; Die Grundfesten der Erkenntniß, 1850; Grundgedanken des Kirchen-Lebens, (1851); Kath. Dogmatik, 2 Bde., 1852–55; Christliche Religionsphil. in drei Büchern, 1857; Philosoph. Pädagogik im Umriß, 1858; René Descartes und Seine Reform der Phil., 1859; Nikolaus Taurellus, 1860; Entwurf eines Systems der Phil., 1860; Entwurf eines Systems der Phil. auf pneumatolog. Grundlage, 3 Bde., 1863–68; Grundriß der Geschichte der Phil., 1867; Sonnenblumen. Briefe über vernünftige Erziehung für das dt. Volk, 2. Aufl. 1873, 3. Aufl. 1882; Katechismus der Gerechtigkeit für Staatsbürger, 1883; usw. Hrsg.: Bestaubte Bll., 2. Aufl. 1883.
L.: 13. Jahresber. Ver. für Volkserziehung, Vereinstätigkeit 1883, 1884, S. 10 ff; M. Feichtlbauer, in: Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskde. 57, (1917), S. 83; A. Martius, in: Erlanger Heimatbll. 16, 1933, S. 141 ff.; ADB; Krackowizer; Wurzbach; Th. Kolde, Die Univ. Erlangen unter dem Hause Wittelsbach 1810–1910, 1910, S. 433, 538; H. Martin, S. -Schwarzenberg, der Gründer des ersten Knabenhortes, als Volkserzieher ( = Pädagog. Magazin 809), 1920; E. Deuerlein, Geschichte der Univ. Erlangen in zeitlicher Übersicht, 1927, S. 60; G. Datterl, Kirche und konservative Bewegung. Die kirchliche Antwort auf die Herausforderung der Revolution durch die konservativ orientierte Presse in Salzburg von 1848–53, theolog. Diss. Salzburg, 1979, s. Reg.; H. Haas, in: Geschichte Salzburgs, hrsg. von H. Dopsch und H. Spatzenegger, 2/2, 1988, S. 698 f., 708, 712, 714 f.; Salzburger LA, Salzburg; UA Erlangen, Deutschland.
(U. Engelsberger – D. Weiß)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 260f.
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