Schmid, Josef Eduard (1836-1910), Glasindustrieller

Schmid Josef Eduard Glasindustrieller. Geb. Innergefild-Goldbrunn, Böhmen (Modrava, Tschechoslowakei), 12. 9. 1836; gest. Vogelsang, Böhmen (Kařperské Hory, Tschechoslowakei), 22. 10. 1910. Enkel des Glasfabrikanten Josef S. d. Ä. (s. unter Josef S. d. J.), Sohn des Glasfabrikanten Josef S. d. J. (s. d.), ab 1863 mit Anna, der Tochter des Fabrikanten Kralik v. Meyerswaiden (s. d.), verehel. Nach Besuch der Handelsakad. in Leipzig praktizierte S. in den väterlichen Glashütten. Ab 1857 leitete er die Hütte in Stachau (Stachy), die er jedoch 1864 seinem Bruder Rudolf S. (geb. Innergefild-Goldbrunn, 28. 3. 1839; gest. Weitra, NÖ, 26. 6. 1898) übergab. Die väterliche Hütte in Vogelsang ließ er 1880 stillegen. 1864 übernahm S. die ab 1836 von Johann Lötz betriebene Glashütte in Watětitz-Annathal (Annín) mit Glasschneider-, Vergolder- und Malerwerkstätten. Um 1870 ließ er die alte Hütte auf und baute eine geräumige Glasfabrik mit zwei Schmelzöfen. Die Fa. „Josef Eduard Schmid, Fabrik für Kristallglas in Annathal“, die bis zu 120 Mitarbeiter beschäftigte, spezialisierte sich auf die Erzeugung von Kristallglas, das Weltruf erlangte und bis nach Amerika und Australien exportiert wurde, vor allem Vasen und Gegenstände im venezian. Stil, sog. engl. Ware mit gedrehten Ohren und feinem Zierat, kunstvolle Stengelgläser, Krüge, Armleuchter und Nippsachen sowie regenbogenfarbiges Irisglas und die beliebten unterteilten Schalen mit Ringhalterung, sog. Karlsbader Schalen. Bei der Weltausst. 1873 in Wien sowie auf in- und ausländ. Ausst. fanden die Erzeugnisse bes. Anklang. S., der wegen seiner Verdienste von K. Franz Joseph ausgezeichnet wurde, ließ in Annathal Neubauten für Arbeiterwohnungen, Gartenanlagen usw., 1890 ein Fernsprechnetz und 1897 ein Elektrizitätswerk errichten sowie 1894 eine Brücke über die Wottawa erbauen. Er förderte den Vegetarismus und eine natürliche Lebensweise und war auch durch seine Spiritist. Neigungen bekannt. Nach seinem Tod wurde Franz Nowotny (geb. Prag-Lieben, Böhmen/Praha-Libeň, Tschechoslowakei, 5. 8. 1860; gest. Annathal, 24. 10. 1946), ab 1882 Buchhalter und Korrespondent in der Fabrik und seit 1891 mit S.s Tochter Anna (geb. Annathal, 23. 5. 1866; gest. ebenda, 26. 12. 1948) verehel., Inhaber des Unternehmens. Er begann mit der Herstellung von Bleikristall und farbigem Glas mit chem. Hochglanz. 1915 wurde die Glasbläserei eingestellt und nur die Glasveredelung (Schleiferei) weiterbetrieben, und 1930 die Herstellung von gravierten Gläsern aufgenommen. 1934 wurde der Betrieb an Nowotnys Schwiegersohn K. Schell (s. d.) verkauft, der die Glashütte Annathal bis zu seinem Tod, 1945, weiterführte.

W.: Der göttliche Ursprung und die hohe Bestimmung des Menschen . . ., 1901.
L.: E. Marschner, in: „Hoam!“ 43, 1990, S. 284ff.; Großind. Österr. 2, S. 192; Biograph. Lex. der Wr. Weltausst. 1873, red. von H. Fraunberger, (1873), S. 39f. (mit Bild); J. Blau, Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald 2 ( = Beitrr. zur Volkstumsforschung 10), 1956, S. 202f.; Im Lande der künischen Freibauern. Heimatbuch für den mittleren Böhmerwald, (1979), S. 593f.; Sudetendt. Genealog. Archiv, Regensburg, Deutschland, und Herald.-Genealog. Ges. „Adler“, Wien.
(E. Marschner)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 278
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