Schneider Franz, Seelsorger und Schriftsteller. Geb. Groß-Rammerschlag, Böhmen (Velký Ratmírov, Tschechien), 1. 10. 1794; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 16. 3. 1858. Sohn eines Schneiders. Mußte sich nach Besuch der Schule seines Heimatortes (1800–06) als Kuhhirt verdingen, bis er 1808 an die Hauptschule in Neuhaus (Jindřichův Hradec), im selben Jahr ans dortige Gymn. gehen konnte, das er 1813 abschloß. 1813–17 absolv. er die philosoph. Jgg. an der Univ. Prag. Diesen ganzen Abschnitt seines Lebens hat S. in zwei berührenden, noch heute interessanten autobiograph. Schriften geschildert. 1817 trat er ins Priesterseminar in Leitmeritz (Litoměřice) ein, 1821 Priesterweihe, und wurde Zeremoniär und Sekretär des Bischofs Hurdalek (s. d.). Als dieser 1822 im Zusammenhang mit den Untersuchungen gegen Bolzano (s. d.) und Michael J. Fesl zur Resignation gezwungen wurde und 1823 nach Prag ging, folgte ihm S. dorthin und blieb bis zu dessen Tod (1834) bei ihm. Von Therese Gfn. Thun-Hohenstein gefördert – ihr Sohn Leo Gf. Thun-Hohenstein war ein bes. Verehrer Bolzanos - konnte S. als Seelsorger und Lehrer in Prag Fuß fassen. 1827 wurde er geistl. Exhortator und Religionslehrer am ständ.-polytechn. Inst., 1833 – nach Vereinigung des Inst. mit der neugegründeten ständ. Realschule – Dir.Stellv. und Religionslehrer an der Realschule, 1851 prov., 1856 w. Dir. der selbständigen dt. Oberrealschule. S., der die Ideen Bolzanos während seines Theol.Stud. in Leitmeritz kennen gelernt hatte, gehört neben Fesl und Přihonský (s. d.) zu dessen engsten und aktivsten Freunden. Er gab mit Přihonský Bolzanos „Lehrbuch der Religionswissenschaft. . . “, 3 Tle., 1834, heraus und schrieb zu diesem wahrscheinl. auch die Vorrede. Einer der gesuchtesten Seelsorger in Prag, hat er durch seine Predigten, als Beichtvater (u. a. am Wend. Seminar) und als Pädagoge die tschech. wie die dt. Jugend für die Ideen Bolzanos gewonnen. Zu seinen bedeutendsten Schülern zählten der Seelsorger und Schriftsteller Václav Štulc sowie Řezáč und Havlíček (beide s. d.); gem. mit František Náhlovský bereitete er 1848 die „Prager Priesterversammlung“ im Wend. Seminar vor, deren Ziel die Verwirklichung kirchl. Reformgedanken im Sinne Bolzanos war. Eine von einem seiner Schüler verf. ausführl. Charakteristik schildert ihn als außergewöhnl., scharf umrissene Persönlichkeit in der Nähe Lessings. Er liegt am Prager Olšany-Friedhof in einem Grab gem. mit Bolzano bestattet.