Schnopfhagen Franz, Pathologe und Psychiater. Geb. Oberneukirchen (OÖ), 30. 3. 1848; gest. Linz (OÖ), 17. 7. 1925. Sohn des bürgerl. Hausbesitzers und Lederers Johann S., Bruder des Folgenden, Onkel des Vorigen und des Hans S. d. J. (s. d.) sowie Großonkel des Gründers der Ges. Pro mente infirmis und ärztl. Leiters des Wagner-Jauregg-Krankenhauses in Linz, Otto S. (1909–74). Stud. nach Absolv. des humanist. Gymn. in Linz ab 1867 Med. an der Univ. Wien, u. a. bei Hyrtl, E. W. v. Brücke und K. Frh. v. Rokitansky (alle s. d.), 1873 Dr. med. an der Univ. Innsbruck. Von seinem Lehrer Th. Meynert (s. d.) gefördert, kam er noch vor seiner Prom. 1873 als Ass. an die patholog.-anatom. Lehrkanzel der Univ. Innsbruck, wo er sich 1875 für prakt. Anatomie und 1878 auch für Psychiatrie und Gehirnanatomie habil. 1879 nahm er einen Ruf als Primarius und ärztl. Leiter an die Oö. Landes-Irrenanstalt Niedernhart (Linz) an und legte die Lehrbefugnis zurück. S., der schon in Innsbruck Abhh. über patholog. Veränderungen als Ursache psych. Erkrankungen abgefaßt hatte, vertrat auch später in seinen nicht sehr zahlreichen Arbeiten diese damals aufkommende Betrachtungsweise der Psychiatrie, legte in seiner Anstalt u. a. eine bedeutende Smlg. menschl. und tier. Hirnschnitte an, anhand derer er die Entwicklung der Windungen des Großhirns darstellte, beschäftigte sich aber auch mit prakt. Fragen der Betreuung Geisteskranker und stellte u. a. eine einfache Methode zur zwangsweisen Ernährung von Patienten vor. Allen Neuerungen gegenüber aufgeschlossen, führte er früh die Wagner-Jaureggsche Malariabehandlung bei progressiver Paralyse ein. Er war auch mit ärztl. Standesfragen befaßt, fungierte 1890–97 als Obmann des Ärztever. in OÖ und wurde mit den Vorarbeiten zur Errichtung der 1891 gesetzl. geforderten Ärztekammer beauftragt, die dank seines Einsatzes 1893 als erste der gesamten Österr.-ung. Monarchie konstituiert wurde und deren Vizepräs. er bis 1898 war. 1894–99 gehörte er dem Gemeinderat der Stadt Linz an, wo er sich bes. dem Spitalsund Armenwesen widmete. Erholung suchte er u. a. in der Jagd, der Bergtouristik, v. a. aber im Rudersport. 1880–83 sowie nach kurzer Unterbrechung 1884–93 stand er dem Ruderver. „Ister“ vor, gehörte nach Differenzen mit diesem zu den Gründungsmitgl. des Ruderver. „Wiking“ und war 1900–10 dessen erster Vors. Daneben interessierte er sich für mus. Fächer, trat dem Oö. Musealver. bei und sammelte auch selbst. Ab 1888 fungierte er am Mus. Francisco-Carolinum als Fachreferent der zoolog. sowie der Skelettsmlg., ab 1905 nur mehr der letzteren, und freundete sich mit dem dort tätigen Forschungsreisenden Reischek (s. d.) an. Er besaß ein urwüchsiges Naturell, sodaß zahlreiche Anekdoten über ihn kursierten. Er zählte zu den angesehenen Gehirnanatomen, suchte neben ärztl. auch rein menschl. Zugang zu den psych. Kranken, gestaltete die Landes-Irrenanstalt Niedernhart im Sinne moderner Pflege von Geisteskranken um und trat für die Errichtung einer med. Hochschule in Linz ein. S. fand verdiente Anerkennung und wurde u. a. 1921 Ehrenmitgl. des Oö. Ärztever. Auch gilt er als Bahnbrecher des Rudersports in OÖ.