Schönlaub, (Johann) Fidelis (1805-1883), Bildhauer

Schönlaub (Johann) Fidelis, Bildhauer. Geb. Wien, 24. 4. 1805; gest. München, Bayern (Deutschland), 20. 12. 1883. Enkel des Bildhauers Christoph S. (geb. Wien, 14. 4. 1705; gest. Wien-Mariahilf, 29. 3. 1792), Sohn des Hofbildhauers Franz S. (geb. Wien-Mariahilf, 11. 11. 1765; gest. Wien, 27. 9. 1832). S. erhielt seine erste Ausbildung bei seinem Vater in Wien, 1819–29 stud. er an der Wr. Akad. der bildenden Künste Bildhauerei und erhielt eine weitere Ausbildung im Atelier von J. Klieber (s. d.). 1830 wechselte er an die Akad. nach München, wo er bei Ludwig Schwanthaler, mit dem S. auch privat zusammenarbeitete, stud. Gem. mit Schwanthaler schuf S. die Figurengruppen „Österreich“ und „Preußen“ für die Walhalla bei Regensburg. Nach kleineren Arbeiten übersiedelte er im Herbst 1832 nach Rom. 1833 kehrte S. nach München zurück und arbeitete bis 1835 im Verband des Schwanthaler-Ateliers, u. a. war er mit der plast. Ausstattung der Pinakothek und des Thronsaals der Münchner Residenz beschäftigt. 1835 gründete S. ein eigenes Atelier und wandte sich neben Werken aus dem Profanbereich zunehmend der Kirchenkunst zu, so schuf er u. a. die gesamte skulpturale Einrichtung der Bonifatiuskirche (Basilika) in München (1846–48), ferner Plastiken für die Dome in Regensburg und Passau. S.s Tätigkeit erstreckte sich über den bayr. Raum hinaus nach Österr., wo er 1856/57 mit dem Hochaltar der Stadtpfarrkirche in Steyr ein frühes Beispiel des österr. Kirchenhistorismus schuf. Der Künstler stand u. a. mit dem Stift Kremsmünster in Verbindung, für das er verschiedene Arbeiten lieferte, so z. B. 1859 die Einrichtung der Stiftspfarrkirche in Sipbachzell (OÖ). Neben seiner künstler. Tätigkeit vertrat S. 1839–49 seinen Lehrer und Freund Schwanthaler als Leiter der Bildhauerschule an der Münchner Akad.

W.: Ausführung von Evangelisten- und Apostelfiguren nach Gipsmodellen Schwanthalers, sechs Glocken nach Entwurf Friedrich v. Gaertners, 1834/35, 1844 (Ludwigskirche, München); Reliefs und Statuen für die Altäre sowie 14 Stationen, 1841/42 (Aukirche, München); Maria und Magdalena, 22 Statuetten, Taufbecken, 1842 (Dom, Bamberg); Grabmal Fürst Wilhelm v. Thurn und Taxis, 1851 (Schloß Hradek); Salvatorstatue, 1853, Missionskreuz mit marmorartig weiß gefaßtem Corpus, 1854 (beide Stiftskirche Kremsmünster); Hochaltar, 1856/57 (Stadtpfarrkirche Steyr); Marmorbüsten (Ruhmeshalle, München); usw.
L.: ADB; Bénézit; Thieme–Becker; Wurzbach; M. Brandl, in: 85. Jahresber. Bundesgymn. und Bundesrealgymn. Steyr 1967–68, (1968), S. 9ff.; M. Poch-Kalous, in: Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Plastik in Wien (= Geschichte der Stadt Wien NR 7/1), 1970, S. 194; O. Jungmair, A. Stifter als Denkmalpfleger (= Schriftenr. des Adalbert Stifter-Inst. des Landes OÖ, F. 28), 1973, S. 111ff.; E. Doberer u. a., Die Kunstdenkmäler des Benediktinerstiftes Kremsmünster 1 (= Österr. Kunsttopographie 43/1), (1977), S. 221, 269; Urkunden und Regesten zur Kulturgeschichte des Gerichtsbez. Wels, hrsg. von K. Holter (= Beitrr. zur Landeskde. von OÖ, Hist. R. 1/6), 1980, S. 182; B. Prokisch, Stud. zur kirchl. Kunst OÖ im 19. Jh., phil. Diss. Wien, 1984, s. Reg.; Stadtpfarrkirche Steyr: Baugeschichte und Kunstgeschichte, hrsg. von R. Koch und B. Prokisch, 1993, S. 282ff., 301f.; Mitt. Heinz Schöny, Wien.
(B. Prokisch – G. Wacha)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 89f.
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