Schöpfleuthner, Anton (1845-1921), Priester und Vereinsfunktionär

Schöpfleuthner Anton, Priester und Vereinsfunktionär. Geb. Markthof (NÖ), 5. 4. 1845; gest. Wien, 19. 6. 1921. Sohn eines Lehrers. Besuchte in Wien als Zögling des erzbischöfl. Knabenseminars das Piaristengymn. und stud. 1864–68 an der Univ. Theol.; 1868 Priesterweihe. Im erzbischöfl. Alumnat hatte er Freundschaft mit Gustav Müller (s. d.) geschlossen, dem er zeitlebens in Ideengemeinschaft verbunden blieb. Als Kooperator in Sitzendorf a. d. Schmida (NÖ), ab 1874 an der neuerrichteten Pfarre St. Othmar (Wien III.) entfaltete er bis 1881 eine volkstüml.-fromme Seelsorgetätigkeit. Bes. nahm sich S. aber des aufblühenden und überaus vielfältigen kath. Ver.Wesens an, in dem er als Gründer, Protektor oder Vorstand wirkte. V. a. setzte er sich für den 1877 von ihm mitbegründeten „Katholischen Waisenhilfs-Verein“ ein, aus dem u. a. die karitative Stiftung „Norbertinum“ hervorging. 1881–97 Kirchendir. und Spiritual der Ursulinen, erwirkte S. den Ausbau der Lehrerinnenkurse von zwei auf vier Jgg. und die Gründung (1889) des „Apostolats der christlichen Tochter“, eines neuen Typs von Jugendorganisation, durch den die aktive Mithilfe der Jugendlichen an der Ausbreitung des kath. Lebens gefördert werden sollte. Aus diesem Apostolat ist der mitgliederstarke „Verein der christlichen Lehrerinnen“ hervorgegangen. S. red. das Publ.Organ des Apostolats, das „St. Angela-Blatt“, schrieb einen Großtl. der Artikel selbst und baute es unter großen finanziellen Eigenopfern zu einer vielgelesenen Mädchenz. aus. Durch eine Reihe von Jahren leitete er auch den „Bonifatius-Verein“, der sich um die Einrichtung von Notgottesdiensten in den rasch anwachsenden Wr. Pfarren bemühte, und stand auch an der Spitze des „Allgemeinen Wiener Kirchenbauvereins“. Aufgrund dieser vielseitigen und erfolgreichen Tätigkeiten wurde S. 1897 von Kardinal Gruscha (s. d.) in das Domkapitel zu St. Stephan aufgenommen und mit dem Referat für das kath. Ver.Wesen betraut. 1899 Stadtdechant für den IV.-X., 1911–18 für den I.-III. Bez., 1911 Superior der Ursulinen, 1912 päpstl. Hausprälat, 1913–18 Erzdechant für die Pfarren jenseits der Donau, 1917 Domscholaster von St. Stephan, entfaltete der „Vereinskanonikus“ auch eine reiche Vortrags- und Predigttätigkeit. 1900–06 war S. auch Wr. Gmd.Rat, doch ergriff er in dieser Funktion selten und nur in kirchl. Angelegenheiten das Wort.

W.: Papst Leo XIII., 1887; zahlreiche Artikel in Z., wie Waisenkind, Der Wr. Waisenbote, Das Apostolat der christl. Tochter. St. Angela-Bl. usw.; Predigten; usw. Hrsg.: Directorium oder Unterweisung … zunächst für die Novizen und Professen des St. Ursulinen-Ordens, 1892. Hrsg. und Red.: Der Wr. Waisenbote 1ff., 1888ff.; Das Apostolat der christl. Tochter. St. Angela-Bl. 1ff., 1889ff.; Patronage-Blättchen 1ff., 1899ff.
L.: Kosel 1; Das Apostolat der christl. Tochter. St. Angela-Bl. 5, 1893, S. 25ff. (mit Bild); Korrespondenz des Priester-Gebetsver. „Associatio Perseverantiae Sacerdotalis“ 42, 1921, S. 108ff.; Wr. Kirchenbl., 26. 6. 1921, 2., 9., 16., 23. 8. 1931; I. Fried, Das Metropolitankapitel zu St. Stephan in Wien in seiner personellen Zusammensetzung … 1722–1900, phil. Diss. Wien, 1952, S. 144ff.; R. Till, in: Jb. des Ver. für Geschichte der Stadt Wien 13, 1957, S. 220; O. Knauer, Der Wr. Gmd.Rat 1861–1962, in: Hdb. der Stadt Wien 77, 1962, S. 240; Wr. Kirchenztg., 23. 7. 1967 (mit Bild); H. Mayr, Der Norbertuskult und seine Werke im 19.–20. Jh. in der Erzdiözese Wien, kath.-theolog. Diss. Wien, 1971, s. Reg.; W. Sauer, Kath. Ver.Wesen in Wien (= Geschichte und Sozialkde. 5), (1980), s. Ver.Reg.; F. Loidl, Geschichte des Erzbistums Wien, (1983), s. Reg.; UA Wien.
(F. Loidl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 109f.
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