Schröder (Schroeder), Julius (Christian Friedrich) (1866-1918), Mediziner

Schröder (Schroeder) Julius (Christian Friedrich), Mediziner. Geb. Pecsek, Böhmen (Pečky, Tschechien), 8. 5. 1866; gest. Raab (Győr, Ungarn), 10. 10. 1918. Sohn eines Zuckermeisters und späteren Fabriksdir.; evang. AB. Einer angesehenen Preßburger Familie entstammend, besuchte er das dortige Lyzeum, stud. ab 1884 Med. an der Univ. Wien und wurde 1896 zum Dr. med. prom. Schon 1892–95 arbeitete er als Hospitant an der Med. Abt. des Wr. Allg. Krankenhauses, ab 1895 bei J. v. Hochenegg (s. d.) an der Chirurg. Abt. der Allg. Wr. Poliklinik, wurde dort 1897 zum Aspiranten ernannt und war 1899/1900 an der Dermatolog. Klinik des Allg. Krankenhauses bei Kaposi (s. d.) und an der Hydrotherapeut. Abt. bei Wilhelm Winternitz tätig. Nachdem 1896, noch im Jahr der Bekanntgabe der Entdeckung der Röntgenstrahlen, auf Betreiben Erzhg. Rainers (s. d.) und von diesem finanziert, an der Allg. Wr. Poliklinik ein Röntgenzimmer eingerichtet worden war, begann S., von Hochenegg beauftragt, sich mit der neuen Strahlenmaterie zu beschäftigen. Er verband sich in der Folge dabei in intensiver theoret. wie prakt. Zusammenarbeit mit zwei interessierten Ärzten, dem späteren Anthropologen R. Pöch (s. d.) und seinem Nachfolger an der Poliklinik, Gustav Kaiser. 1897 eröffnete er zudem mit dem an der Hydrotherapeut. Abt. tätigen Moriz Ehrenfeld das erste private Röntgeninst. in Wien im Trattnerhof. In Unkenntnis der von den Strahlen ausgehenden Gefahren zog sich S. schwere Verbrennungen an beiden Händen zu und mußte daher schon Ende 1898 die röntgenolog. Tätigkeit an der Poliklinik, wo er in der kurzen Zeit über 250 Untersuchungen und auch bereits therapeut. Bestrahlungen vorgenommen hatte, aufgeben. 1900 ließ er sich als prakt. Arzt in Raab nieder und übernahm dort 1910 die Leitung des damals errichteten Röntgenlabors des Krankenhauses zur Hl. Dreifaltigkeit. 1901 veräußerte er sein Wr. Röntgeninst., beschäftigte sich jedoch in Raab, ungeachtet seiner fortschreitenden Strahlenschäden, die in der Folge zu seinem Tod führten, weiterhin mit Röntgenuntersuchungen im Ambulatorium der Sozialversicherung und später am Krankenhaus. S., Röntgenpionier der Allg. Wr. Poliklinik, war ab 1902 ung. Staatsbürger. Seinen Namen hält ein von der Dt. Röntgenges. errichtetes Denkmal im Garten des Hamburger Allg. Krankenhauses an der Spitze der ung. Strahlenopfer fest.

L.: Jahresber. der Allg. Poliklinik in Wien, 1898, S. 25; Ehrenbuch der Röntgenologen und Radiologen aller Nationen, hrsg. von H. Holthusen u. a. (= Strahlentherapie, Sonderbd. 42), 2. Aufl. 1959, S. 229f. (mit Bild); B. Bugyi, in: Orvosi Hétilap 107, 1967, S. 1956; E. Deimer, Chronik der Allg. Poliklinik in Wien, 1989, S. 212; O. Wichtl, in: Österr. Krankenhaus-Ztg. 32, 1991, Sonderf. 1, S. 50f.; 100 Jahre med. Radiol. in Österr., hrsg. von H. H. Ellegast u. a., 1995, S. 197, 285f.; G. Kaiser, (Erinnerungen an den Beginn der Röntgenol. in Wien), o. J., S. 3f., Manuskript, Inst. für Geschichte der Med., Univ. Wien.
(E. E. Deimer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 230f.
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