Schröer, (Michael Martin) Arnold (1857-1935), Anglist

Schröer (Michael Martin) Arnold, Anglist. Geb. Preßburg/Pozsony, Ungarn (Bratislava, Slowakei), 10. 11. 1857; gest. Köln (Deutschland), 5. 10. 1935. Enkel von Tobias Gottfried und Therese, Sohn von Karl Julius, Bruder von Rudolf S. (alle s. d.) und von Robert S. (s. u. Rudolf S.); evang. AB. S. besuchte das Theresianum und das Akad. Gymn. in Wien und begann 1875 das Stud. der klass. Philol. und der Geschichte sowie der dt., engl. und roman. Philol. an der Univ. Wien und stud. u. a. bei Heinzel, Mussafia (beide s. d.) und Julius Zupitza, setzte sein Stud. 1878/79 in Berlin bei W. Scherer (s. d.) und Zupitza und 1879 an der Univ. Straßburg bei Bernhard ten Brink fort und prom. 1880 an der Univ. Wien. Außerdem legte er das Staatsexamen für Dt., Engl. und Pädagogik-Didaktik für Oberklassen ab. 1880/81 absolv. S. einen Stud.Aufenthalt in England, wo er zunächst am British Mus. tätig war, danach zur Vertiefung seiner Sprachkenntnisse als Foreign Assistant Master an einer Privatschule in West Worthing arbeitete. Wieder nach Wien zurückgekehrt, unterrichtete er 1881–84 Dt., Engl. und Französ. an der Wr. Oberrealschule Schottenbastei. Obwohl S. gerne Germanist wie sein Vater geworden wäre, wandte er sich auf Rat Mussafias der Anglistik zu und habil. sich 1883 an der Univ. Wien als Priv.Doz. bei Schipper (s. d.). 1884–86 unterrichtete S. als Prof. für Engl. und Korrespondenz an der Wr. Handelsakad., ehe er die Univ.Laufbahn einschlug. So folgte er einem Ruf nach Freiburg und lehrte dort ab 1886 als ao. Prof., ab 1895 als Hon.-Prof. und ab 1900 als erster o. Prof. für engl. Philol. 1901 übersiedelte er als Ordinarius an die Handelshochschule in Köln und wurde 1919 an der dort neugegründeten Univ. o. Prof. für engl. Philol. 1922/23 hatte er das Amt des Rektors inne, ehe er 1926 emer. Im folgenden Jahr unternahm S. eine Reise nach Irland und trat dort mit George Bernard Shaw in Kontakt. Neben der Hrsg. älterer Texte war S. v. a. bestrebt, die Sprachbeherrschung der Studierenden zu fördern, verf. daher auch Lehrbücher für engl. Phonetik und Grammatik und widmete sich viele Jahre lang der Arbeit an engl. Wörterbüchern, wobei bes. die 1894–1902 erschienene Neubearb. des zweibändigen Wörterbuchs von Christoph Friedrich Grieb hervorzuheben ist. Aufgrund seiner Tätigkeit in Freiburg und Köln hatte S. wesentl. Anteil an der Begründung der dt. Anglistik.

W.: Über die Anfänge des Blankverses in England, in: Anglia 4, 1881 (Diss.); Unterricht in der Aussprache des Engl., 1882, 2. Aufl. 1884; Suppl. zur engl. Schulgrammatik, 1885; Wiss. und Schule in ihrem Verhältnisse zur prakt. Spracherlernung, 1887; Über Titus Andronicus. Zur Kritik der neuesten Shakspereforschung, 1891; Ueber Erziehung Bildung und Volksinteresse in Deutschland und England, 1891; Principien der Shakespeare-Kritik, in: Beitrr. zur Neueren Philol., J. Schipper zum 19. Juli 1902, 1902; Griebs Engl.-dt. und Dt.-engl. Wörterbuch. Mit bes. Rücksicht auf Aussprache und Etymol. neubearb., 2 Bde., 1904; Grundzüge und Haupttypen der engl. Literaturgeschichte, 2 Bde., 1906, 3. Aufl. 1927; Neuengl. Elementargrammatik, 1909, 2. Aufl. 1920; Neuere und neueste Shakespeareausg. und die Kritik des Textes, in: German.-Roman. Ms. 1, 1909; Das Problem und die Darstellung des „Standard Spoken English“: vom Standpunkte der Sprachgeschichte und der Praxis, ebenda, 4, 1912; Zur Charakterisierung der Engländer [= Dt. Kriegsschriften 11], (1915); Neuengl. Aussprachewörterbuch mit bes. Berücksichtigung der wichtigsten Eigennamen, 1913, 2. Aufl. 1922; Aus der Frühzeit der engl. Philol., in: German.-Roman. Ms. 13, 1925 (Autobiographie); Shaviana, in: Engl. Stud. 62, 1927/28; Engl. Handwörterbuch, mitbearb. und hrsg. von P. L. Jaeger, 3 Bde., 1937–70; usw. – Hrsg.: Johan Bale’s Comedy concernynge thre Lawes, 1882; Die Winteney-Version der Regula S. Benedicti, 1888; Percy’s Reliques of Ancient English Poetry, 2 Bde., 1889–93; FS zum 11. Dt. Neuphilologentage in Köln, 1904; Verhh. des 11. Dt. Neuphilologentages in Köln, 1905; Shakespeares Othello in Paralleldruck, 1909. – Mithrsg.: Chr. Oeser’s – T. G. Schröer’s Lebenserinnerungen, gem. mit R. Schröer und R. Zilchert (= Schriften des Dt. Ausland-Inst. Stuttgart D/6), 1933.
L.: Köln. Ztg., 8. 10. 1935; J. Hoops, in: Engl. Stud. 62, 1927/28, S. 3ff. (mit Bild); H. Glunz, in: Shakespeare-Jb. 72, 1936, S. 134ff.; G. Mecenseffy, Evang. Lehrer an der Univ. Wien, 1967, S. 192ff.; G. Haenicke, Biograph. und bibliograph. Lex. zur Geschichte der Anglistik 1850–1925 (mit einem Anhang bis 1945) (= Augsburger I-&I-Schriften 13), 1981.
(H. Koziol)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 238
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