Schroff, Karl (Joseph Stephan) von (1844-1892), Mediziner und Pharmakologe

Schroff Karl (Joseph Stephan) von, Mediziner und Pharmakologe. Geb. Wien, 12. 1. 1844; gest. ebenda, 30. 3. 1892. Sohn des Karl Damian v. S., Neffe von Emanuel Stephan S. (beide s. d.). Stud. ab 1861 Med. an der Univ. Wien und wurde 1867 zum Dr. med. und Dr. chir. prom. und Mag. obstet. 1866/67 Aspirant am Allg. Krankenhaus, arbeitete er ab 1868 als Ass. an der Lehrkanzel seines Vaters. 1871 habil. er sich für Pharmakol., Pharmakognosie und Toxikol. an der Univ. Wien und wurde dort 1874 zum unbesoldeten ao. Prof. für Toxikol. und Rezeptierkde. bestellt. 1877 kam er vorerst als Supplent für Allg. Pathol. und Therapie nebst Pharmakol. an die Univ. Graz, erhielt noch 1877 die Lehrkanzel für Heilmittellehre übertragen, leitete ab 1878 auch das Grazer Krankenhaus und fungierte 1880/81 als Dekan. Seine gründl. und umfassende, auf zahlreichen wiss. Reisen durch Europa vertiefte Bildung prädestinierte ihn schon in jungen Jahren zur Mitarbeit an der Neuaufl. des als Standardwerk geltenden Hdb. seines Vaters. Ferner legte er u. a. Untersuchungen des im 18. Jh. in die Heilkde. eingeführten Aconits, des in Ostindien als Pfeilgift verwendeten Antiarin und der Wirkungsweise des Chinins vor. Während seiner letzten Lebensjahre konnte er allerdings krankheitsbedingt keiner Forschungsarbeit mehr nachgehen. Als Schüler seines Vaters trug er mit seinen international beachteten Stud. wesentl. zur Weiterentwicklung des von ihm vertretenen Faches bei.

W.: Über Cundurango …, in: Wr. Med. Presse 13, 1871; Beitr. zur Kenntniss des Aconit, 1871 (Habil.Schrift); Mitth. aus dem pharmakolog. Inst. der Wr. Univ., in: Med. Jbb., 1872, auch selbständig; Über Digitalis, ebenda, 1873; Lehrbuch der Pharmacol. …, 4. Aufl., gem. mit C. D. Schroff, 1873; Beitrr. zur Kenntniss der Antiarinwirkung auf die Kreislauforgane, in: Med. Jbb., 1874; Beitr. zur Kenntniss der Chininwirkung, ebenda, 1875; Beitrr. zur Kenntniss der Anordnung der motor. Nervencentra, ebenda, 1875; Untersuchungen über die Steigerung der Eigenwärme des Hundes nach Rückenmarks-Durchschneidungen, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl. 73, Abt. 3, 1876 (= Med. Jbb., 1877); Beitr. zur Lebensbeschreibung des C. D., Ritter v. Schroff, in: Z. des allg. österr. Apotheker-Ver. 17, 1879; Hist. Stud. über Paris quadrifolia L. Ein Beitr. zur Geschichte der Arzeneimittellehre, 1890; usw.
L.: Tagespost (Graz), 1. 4. 1892; ADB 54; Lesky, s. Reg.; Pagel; F. Krones, FS zur Feier der Schlussteinlegung des neuen Hauptgebäudes der Grazer Univ. …, 1895, S. 24f.; P. Stahl, Personalbibliographien von Prof. und Doz. der … Pharmakol. und Pharmakognosie von 1848–74 an der Univ. Wien, (1973), S. 77ff., 90; A. Kreuter, Deutschsprachige Neurologen und Psychiater 3, 1996; AVA, UA, beide Wien; UA Graz, Stmk.
(A. Kernbauer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 250
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