Selb Karl (eigentl. Martin Christian Karl), Maler. Geb. Unterstockach (Stockach, Tirol), 12. 11. 1760; gest. ebd., 15. 6. 1819. Ältestes von zwölf Kindern des Bauern Thomas, Bruder von Josef Anton S. (s. d.). S. erlernte zunächst die volkstüml. Malerei, ehe er 1799–1801 gem. mit seinem Bruder die Akad. der Maler-, Bildhauer- und Bau-Kunst in Düsseldorf besuchte, wo er sich durch das Stud. alter Meister und durch das Kopieren von Gemälden die Grundlage für seine spätere künstler. Fertigkeit aneignete. 1801 kehrten die Brüder wieder nach Tirol zurück, wo sie gem. für mehrere Kirchen arbeiteten; nach diesen Aufträgen setzten beide in München ihre Kunststud. fort. S., der sich ursprüngl. in Bayern seßhaft machen wollte, kehrte anläßl. der Tiroler Erhebung (1809) in seine Heimat zurück, wo er in den folgenden Jahren zahlreiche Ölgemälde und Fresken für Tiroler Kirchen schuf; sein erster Auftrag (1809) waren die von einem Lechtaler Handelsmann finanzierten beiden Seitenaltarbilder in der Dekanatspfarrkirche Breitenwang. Seine v. a. nach dem Münchner Aufenthalt geschaffenen Werke zeigen einen eigenständigen Stil und seine Tafelbilder verdeutlichen den figuralen Stil des Klassizismus am Beginn des 19. Jh.