Šestak, Adalbert (1868-1931), Zeitungsdrucker und Gewerkschafter

Šestak Adalbert, Zeitungsdrucker und Gewerkschafter. Geb. Sechshaus, NÖ (Wien), 28. 12. 1868; gest. Wien, 24. 3. 1931. Nach Beendigung der Buchdruckerlehre, 1886, begab sich Š. auf die „Walz“, die ihn in verschiedene Städte des Dt. Reichs, Polens und Rußlands führte. Nach Wien zurückgekehrt, trat er in die Erste Wr. Ver.druckerei ein, wo er durch K. Höger (s. d.) mit der Gewerkschaftsidee und der Sozialdemokratie in enge Berührung kam und bald Vertrauensmann dieses Betriebs wurde. Nach kurzer Beschäftigung in der Buchdruckerei Helios war Š. von 1897 bis zu seinem Tod in der Buch- und Kunstdruckerei Steyrermühl beschäftigt, in der u. a. das „Neue Wiener Tagblatt“ produziert wurde. Angesichts der Probleme, die sich im Druckergewebe durch die Umstellung vom Hand- zum Maschinensatz für die Beschäftigten ergaben, engagierte sich Š. auch hier als Vertreter der Maschinensetzer sowie überbetriebl. im Klub der Ztg.setzer Wiens für die Interessen der Arbeitnehmer. Ab 1901 Obmannstellv., ab 1905 bis zu seinem Tod Obmann dieser Vereinigung und in dieser Funktion auch Vorstandsmitgl. der übergeordneten Institution, des Verbands der Ver. der Buchdrucker und Schriftgießer, konnte er erreichen, daß bis Ende der 20er Jahre alle in der Wr. Ztg.ind. beschäftigten Arbeitnehmer einem einzigen Kollektivvertrag unterstanden. Während der Endphase des Ersten Weltkriegs und in der unmittelbaren Nachkriegszeit trat Š. im Papierbeirat im Handelsmin. wiederholt gegen die überzogene Exportpolitik der Ztg.unternehmer auf. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie setzte er sich gem. mit Marcell Zappler, dem Präs. der Organisation der Wr. Presse, in Prag für den Fortbestand der für die Papierproduktion notwendigen Kohlelieferungen an die Wr. Ztg.unternehmer ein. Im Rahmen der Umgestaltung des Verbands der Buchdrucker in den Reichsver. der österr. Buchdruckerei- und Ztg.arbeiter Wiens wurde Š. 2. Obmannstellv. dieser Arbeitnehmervertretung und war abwechselnd mit einem Vertreter der Hrsg. im Rahmen des Verbands der österr. Tagesztg. Vors. des Schiedsgerichts.

L.: AZ, Das Kleine Bl. (mit Bild), NFP, WZ, 26. 3., Vorwärts!, 3. 4. 1931; E. Narozny, Die Geschichte der Gewerkschaft Druck und Papier von der Gründung ... 1842 bis zum Jubiläum des 125jährigen Bestandes ... 1967, 1967, bes. S. 251; Mitt. Josef Keller, Wien.
(Th. Tavernaro)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 196
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