Šolín, Josef Marcell (1841-1912), Geometer und Mathematiker

Šolín Josef Marcell, Geometer und Mathematiker. Geb. Trhowkamenitz, Böhmen (Trhová Kamenice, Tschechien), 4. 3. 1841; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 19. 9. 1912. – Aus einer Lehrerfamilie stammend. Nach dem Besuch der Realschule in Chrudim und der tschech. Realschule in Prag stud. Š. ab 1860 am Polytechn. Inst. in Prag sowie 1863–64 auch Pädagogik an der phil. Fak. der Univ. Prag. Danach arbeitete er vier Jahre lang als Ass. für deskriptive Geometrie bei František Tilšer, legte die Lehrbefähigungsprüfung aus Mathematik und deskriptiver Geometrie ab und suppl. 1868–70 an der tschech. Realschule in Prag. 1870 bis zu seiner Pensionierung 1906 war er am Prager Polytechnikum tätig, zunächst als Hon.Doz. für Baumechanik, graph. Statik, Geometrie und Stereometrie. 1876 o. Prof. für diese Fächer, hielt er auch Vorlesungen über Elastizität und Festigkeit. Dreimal wurde er zum Rektor und elfmal zum Dekan des Prager Polytechnikums gewählt. Š.s Œuvre umfaßt insgesamt 22 Publ. in tschech. und dt. Sprache, wovon sein Werk über Elastizität und Festigkeit, „Základy technické nauky o pružnosti a pevnosti“ (1904), noch viele Jahre nach seinem Tod maßgebl. blieb. Š.war u. a. Mitgl. der Kgl. Böhm. Ges. der Wiss., der Böhm. Akad. für Wiss. und Künste und des Kgl. Böhm. Ing.- und Architektenver. Darüber hinaus war er der erste Vors. des Tschech. techn. Ver., einer 1895 als Verlagsgenossenschaft gegr. Institution, welche die Hrsg. von tschech. wiss. sowie fachl. Literatur und von Lehrbüchern förderte. Š., Begründer des Faches Baumechanik und der Lehre über Elastizität und Festigkeit sowie Schöpfer der tschech. Terminol. in diesen Fächern, red. auch die techn. Stichwörter in „Ottův slovník naučný“. Für seine Verdienste um die Entwicklung der tschech. techn. Hochschulen wurde er 1896 mit dem Orden der Eisernen Krone III. Kl. ausgez. und 1904 zum HR ernannt.

W.: Über die Normalenfläche zum dreiaxigen Ellipsoide längs einer Ellipse eines Hauptsystems, 1868; Über graph. Integration. Ein Beitr. zur Arithmographie, 1872; Počátkové arithmografie, 1874; Über Curven dritter Ordnung, welche eine unendl. ferne Rückkehrtangente haben, und ihre Anwendung in der geometr. Statik, 1877;Theorie zevnitřních sil trámů přímých, 1878, 3. Aufl. 1885; Theorie plnostěnných nosníků obloukových o dvou opěrách, 1892; etc.
L.: NFP, WZ, 20. 9. 1912; Otto; Poggendorff 3, 4; A. V.Velflík, in: Almanach České akad. … 23, 1913, S. 218ff.; J. Kounovský, in: Časopis pro pěstování matematiky a fysiky 71, 1946, S. 52ff.; Práce z dějin ČSAV 3, 1989, Ser. B, S. 399f.
(M. Makariusová)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 403f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>