Specht, Josef Anton (1828–1894), Alpinist und Unternehmer

Specht Josef Anton, Alpinist und Unternehmer. Geb. Lindenberg, Bayern (Lindenberg im Allgäu, Dtld.), 29. 2. 1828; gest. Wien, 14. 4. 1894; röm.-kath. Sohn eines Landwirts. Nach dem Schulbesuch und Aufenthalten in der Schweiz und in Italien begann S. 1845 eine Kaufmannslehre in Nürnberg und trat 1849 in eine Wr. Exportfa. ein, die er 1854 als Teilhaber übernahm und unter dem Namen Luschka & Specht weiterführte. Bereits ab 1850 dürfte S. erste Bergtouren unternommen haben. 1857 gelang ihm, gem. mit dem Bozener Kaufmann Albert Wachtler, die Ersteigung des Großglockners und – ohne Führer – des Großvenedigers sowie kurz danach der Ötztaler Wildspitze. I. d. F. unternahm er, häufig gem. mit seinem langjährigen Bergführer, dem Montafoner Gemsenjäger Franz Pöll, zahlreiche tourist. Erstbesteigungen: 1861 Weißkugel und Similaun in den Ötztaler Alpen, 1862/63 Schaufelspitze und Zuckerhütl im Stubai, 1864 Hoher Riffler im Verwall, kurz darauf auf neuer Route die Königsspitze. 1865 bezwang S. den Piz Buin in der Silvretta, wenige Tage später als einer der ersten Ostalpentouristen die Crast’Agüzza in der Bernina. Die Erstbesteigung der Vesulspitze folgte 1866, 1869 führte eine Tour auf die Parseierspitze, 1874 stand S. als erster Tourist auf der Spitze des Pateriol in der Verwallgruppe. Seine letzten Gipfelerfolge erzielte er vermutl. 1878 ebendort auf dem Karkopf und dem Seekopf. S. beschränkte seine Expeditionen jedoch nicht nur auf das Alpengebiet, sondern suchte auch entferntere Regionen auf und bestieg etwa den Pico del Teide auf Teneriffa. 1869 war S. Mitbegründer des Dt. Alpenver. und ab 1873 Mitgl. der Sektion Austria des DÖAV, ferner war er Mitgl. des ÖAK. S. gilt als einer der wichtigsten Ostalpenpioniere seiner Zeit und war aufgrund seiner zahlreichen Erstbesteigungen bahnbrechend für die Erschließung der Ötztaler und Stubaier Alpen.

L.: Mitt. DÖAV 20, 1894, S. 112; Die Erschließung der Ostalpen, red. E. Richter, 1–3, 1893–94, s. Reg.; W. Lehner, Die Eroberung der Alpen, 1924, bes. S. 116f.; E. Pichl, Wiens Bergsteigertum, 1927, s. Reg.; Berge und Heimat 7, 1952, S. 437 (m. B.); P. Grimm, in: Berg ‘91, Alpenver.jb. 115, (1991), S. 49ff. (m. B.); WStLA, Wien.
(Ch. Mentschl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 9f.
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