Spina, Franz (1868–1938), Slawist und Politiker

Spina Franz, Slawist und Politiker. Geb. Türnau, Mähren (Městečko Trnávka, Tschechien), 5. 10. 1868; gest. Praha, Tschechoslowakei (Tschechien), 17. 9. 1938. Sohn eines Fleischhauermeisters, Schwiegersohn von F. Peschka (s. d.). S. stud. 1879–87 am Piaristengymn. in Mähr. Trübau (Moravská Třebová), 1887–88 an der phil. Fak. der Univ. Wien und 1888–92 Germanistik und klass. Philol. an der Dt. Univ. Prag u. a. bei A. Sauer (s. d.). Nach Ablegung der Lehramtsprüfung unterrichtete er 1892–96 als Supplent am Benediktiner Stiftsgymn. in Braunau (Broumov), 1896–1901 als Prof. am dt. Gymn. in Mähr. Neustadt (Uničov), 1901–05 in Mähr. Trübau, ab 1905 am dt. Staats-Gymn. in Prag. 1906 schied er aus dem Schuldienst aus und lehrte bis 1909 als Lektor für tschech. Sprache an der Dt. Univ. Prag. 1909–17 Doz., war er 1917–21 ao., 1921–38 o. Prof. für tschech. Sprache und Literatur sowie 1924/25 Dekan der phil. Fak. Schon während seiner Gymn.zeit war S. Red. der Studentenz. „Das Kränzchen“. In Mähr. Trübau war er Mitgl. des Ausschusses zur Smlg. und Hrsg. des dt. Volkslieds in Österr. und 1905 Mitbegründer der „Mitteilungen zur Volks- und Heimatkunde des Schönhengster Landes“. S. war auch Obmann der Dt. Pestalozziges. und Mitgl. mehrerer wiss. und kultureller Ges. und Ver. Ab 1914 bewirtschaftete er als Vormund seines Neffen das Gut der Familie Peschka in Abtsdorf (Opatov) und stieg nach dem 1. Weltkrieg als Bauernvertreter in die Politik ein. 1920 wurde S. vom Bund der Landwirte (BdL), dessen Obmannstellv. er war, ins tschechoslowak. Parlament entsandt. Ab 1925 war er Obmann des BdL sowie Obmann der dt. Aktivisten im polit. System der ČSR und zugleich Obmann des dt. parlamentar. Schulausschusses. 1926–29 fungierte er als Minister für öff. Arbeiten, 1929–35 als Minister für das öff. Gesundheitswesen und 1935–38 als Minister ohne Portefeuille. Ein Gegner der Sudetendt. Partei Konrad Henleins, schied S. 1938 aus dem BdL aus. Als Bahnbrecher der Slawistik an der Dt. Univ. Prag, aber auch auf polit. Gebiet erwarb sich S. bes. Verdienste als Brückenbauer zwischen der dt. und der tschech. Geisteswelt.

W.: Tschech. Buchdruck in Nürnberg am Beginn des 16. Jh., in: Untersuchungen und Quellen zur german. und roman. Philol. 2 (= Prager Dt. Stud. 9), 1908; Beitrr. zu dt.-slaw. Literaturbeziehungen: Die alttschech. Schelmenzunft „Frantová práva“, 1909; Die altčech. Katharinenlegende der Stockholm-Brünner Hs., 1913; Die Bedrohung der dt. Hochschulen in der Tschechoslowak. Republik, 1926; Beitrr. in Z. und Ztg.; etc. – (Mit)Red.: Veröff. der slavist. Arbeitsgemeinschaft an der Dt. Univ. Prag, 1926–32; Slavist. Rundschau, 1929–31. – Mited.: Germanoslavica, 1931–37.
L.: Otto, Erg.Bd.; H. Scholz, F. S. als Politiker, Wissenschaftler und Mensch, 1928; A. Knauer, in: Stifter-Jb. 5, 1957, S. 47ff.; K. Strauss, Prof. F. S. 90 Jahre, 1958; J. César – B. Černý, Politika německých buržoazných stran v Československu … 1918–38, 1–2, 1962, s. Reg.; Bauerntum und Landbau der Sudetendt., ed. K. Hübl, 1963, s. Reg.; H. Bachmann, in: Lebensbilder zur Geschichte der böhm. Länder 2, 1976, S. 169ff. (m. B.); N. Linz, Der Bund der Landwirte in der Ersten Tschechoslowak. Republik (= Veröff. des Collegium Carolinum 39), 1982, s. Reg.; Politická elita meziválečného československa 1918–38, 1998 (m. B.); UA, Wien.
(F. Spurný)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 29f.
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