Stein, Leo; ursprüngl. Rosenstein (1861–1921), Schriftsteller und Funktionär

Stein Leo, Schriftsteller und Funktionär. Geb. Lemberg, Galizien (L’viv, Ukraine), 25. 3. 1861; gest. Wien, 28. 7. 1921; mos. Hieß ursprüngl. Rosenstein. S. stud. an der Univ. Lemberg Jus und kam 1888 nach Wien, wo er im Literatenkreis des Café Griensteidl erste Bekanntheit erlangte. Seine frühen Lustspiele wurden in dem von L. Hermann (s. d.) geleiteten Theaterver. zur Auff. gebracht, sein Einakter „Die Fächersprache“, 1891, hatte am Theater in der Josefstadt seine Premiere. 1892 nahm S. eine Stelle im Reklamationsbüro der Südbahn an, wo er zwölf Jahre tätig war. Im selben Jahr wurde auch die Operette „Lachende Erben“ mit der Musik von Karl Weinberger uraufgef., deren Libretto S. gem. mit Julius Horst (s. J. Hostasch) verf. hatte. Sein erster Welterfolg gelang S. mit dem gem. mit Viktor Léon (s. V. Hirschfeld) verf. Buch zu der Strauß-Operette „Wiener Blut“ (Urauff. Wien 1899). I. d. F. schuf S. eine Vielzahl von Operettenlibretti, die meist in Zusammenarbeit mit anderen Autoren entstanden, u. a. mit Genée, Landesberg, Lindau, P. Schönthan v. Pernwaldt (alle s. d.), Robert Bodanzky, Alfred Grünwald, Bela Jenbach und Alfred Maria Willner. Zu S.s größten Erfolgen als Librettist zählen die Lehár-Operetten „Die lustige Witwe“ (gem. mit Léon, Urauff. Wien 1905), „Der Graf von Luxemburg“ (gem. mit Willner und Bodanzky, Urauff. Wien 1909) und „Die blaue Mazur“ (gem. mit Jenbach, Urauff. Wien 1920), die im Theater an der Wien 313 Auff. en suite erlebte, sowie das Buch zu Emmerich Kálmáns „Die Csárdásfürstin“ (gem. mit Jenbach, Urauff. Wien 1915). Für drei seiner rund 50 Libretti zeichnete er allein verantwortl.: für die von Eysler (s. d.) vertonten „Vera Violetta“ und „Lumpus und Pumpus“ (Urauff. Wien 1907 bzw. 1910) sowie für Nedbals (s. d.) „Polenblut“ (Urauff. Wien 1913). Seine letzte Operette, „Mädi“ (gem. mit Grünwald, Musik von Robert Stolz), wurde 1923 in Berlin uraufgef. S., der sich 1901–07 auch als Hrsg. der illustrierten Bühnenz. „Theater und Brettl“ betätigte, war führend am Aufbau der 1897 gegr. Ges. für Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM) beteiligt, als deren Vizepräs. er fungierte. 1921 Ehrenpräs. des Rechtsschutzbüros, 1923 posthum Ehrenmitgl. der AKM.

W.: s. u. F. Stieger, Opernlex. 3/3, 1981; Kosch, Theaterlex. – Teilnachlaß, WStLB, Wien.
L.: NFP, 30. 7., 3. 8., NWT, 30. 7., Volks-Ztg., 14. 8. 1921; Österr. Autoren-Ztg., Februar/März 1951, S. 6f.; Czeike; Eisenberg 1; Hdb. jüd. AutorInnen; Kosch; Kosch, Theaterlex. (m. W.); A. Schnitzler, Tagebuch 1931. Gesamtverzeichnisse 1879–1931, 2000, s. Reg.; Personenlex. Österr., ed. E. Bruckmüller, 2001 (m. B.); Materialiensmlg. ÖBL, Tagbl.Archiv, WStLA, beide alle Wien.
(R. Müller)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 151
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