Steiner, Maximilian (1830–1880), Theaterdirektor, Regisseur und Schauspieler

Steiner Maximilian, Theaterdirektor, Regisseur und Schauspieler. Geb. Ofen (Budapest, Ungarn), 27. 8. 1830; gest. Baden (NÖ), 29. 5. 1880; mos. Sohn eines Meerschaumpfeifenerzeugers, Vater von Franz und Gabor S. (beide s. d.). Anfang der 1850er Jahre arbeitete S. als Buchhalter und Ladengehilfe in Temeswar (Timişoara). 1854 debüt. er dort als Schauspieler am dt.sprachigen Theater und wurde von dessen Dir. Friedrich Strampfer engag. Bis 1862 spielte S. in Temeswar, Arad und Hermannstadt (Sibiu); mitunter führte er auch Regie. 1862 folgte er Strampfer an das Theater an der Wien, wurde Theatersekr. und nützte seine in organisator. Belangen große Freiheit geschickt zum Aufbau der eigenen Karriere. Nach Strampfers Rücktritt 1869 übernahm er gem. mit der Sängerin und Schauspielerin Marie Geistinger (s. d.) die Dion. dieser Bühne, wobei S. für die künstler. Leitung verantwortl. war und die Oberregie führte. Den Spielplan gestaltete er abwechslungsreich, der Schwerpunkt lag auf Volksstücken, Possen mit Musik und der damals noch jungen Gattung Operette. S. setzte auf Bewährtes wie die Werke Jacques Offenbachs, entdeckte aber auch junge Talente wie den Dichter L. Anzengruber (s. d.) („Der Pfarrer von Kirchfeld“ wurde 1870 uraufgef.) und den Komponisten und Kapellmeister Millöcker (s. d.). Als sich 1875 größere wirtschaftl. Probleme abzeichneten, schied Geistinger aus dem Vertrag, und S. führte das Theater, unterstützt von seinen Söhnen, allein weiter. 1877 mußte Konkurs angemeldet und das Theater geschlossen werden, doch gelang mit Hilfe von Freunden und Gönnern ein Ausgleich, und S. erhielt noch im selben Jahr die Konzession zurück. Zu S.s größten künstler. Verdiensten zählt die Vermittlung der Kooperation zwischen Johann Strauß (Sohn) und dem Komponisten, Librettisten und Kapellmeister Genée (s. d.), der Strauß in die Operettenkomposition einführte. Höhepunkt der Zusammenarbeit beider war die Operette „Die Fledermaus“ (Urauff. 1874). Mit dem Engagement Girardis (s. d.) 1874 sicherte S. dem Theater an der Wien überdies eine Zugkraft auf Jahrzehnte.

L.: Wr. Theater-Ztg., 1. 6. 1880; Czeike; DBE; Eisenberg, Bühne; Kosch, Theaterlex.; Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg. (m. B.); Wurzbach (s. u. Sigmund A. S.); Dt. Bühnen-Almanach 45, 1881, S. 131ff.; F. Hadamowsky – H. Otte, Die Wr. Operette, 1947, s. Reg.; R. Holzer, Die Wr. Vorstadtbühnen, 1951, S. 163ff. (m. B.); A. Bauer, 150 Jahre Theater an der Wien, 1952, s. Reg. (m. B.); ders., Opern und Operetten in Wien, 1955, s. Reg.; F. Hadamowsky, Wien. Theatergeschichte, Stud.ausg., 1994, s. Reg.; N. Rubey – P. Schoenwald, Venedig in Wien, 1996, s. Reg. (m. B.); O. Panagl – F. Schweiger, Die Fledermaus, 1999, s. Reg.
(N. Rubey)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 175
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