Stürzer, Rudolf (1865–1926), Schriftsteller und Journalist

Stürzer Rudolf, Schriftsteller und Journalist. Geb. Udine, Venetien (Italien), 19. 9. 1865; gest. Wien, 4. 1. 1926. Früh Halbwaise, verbrachte S. seine Jugend in Wien und trat nach Besuch der Unterstufe des Gymn. als Lehrling in eine Druckerei ein. Nach kurzer Tätigkeit als Setzer wurde er Sportjournalist, Hrsg. der Z. „Der Sport“ und Syndikusstellv. der Rennsportpublizisten. Er zählte ab 1905 zu den Mitarb. der humorist. WS „Die Muskete“ und schrieb außerdem Feuilletons für das „Neue Wiener Tagblatt“ sowie die „Österreichische Volks-Zeitung“. 1917 veröff. er die Volksstückparodie „Durch Kerkernacht zum Liebesglück oder Seelenadel und Schicksalstücke oder Der Retter in der Not“ und die humorist. Szenen „Engelszungen“. In seinen Wr. Skizzen (u. a. „Weana und Wiener und andere Zeitbilder 1914–1917“, 1917, „Alles für die Katz! Und sechs andere Wiener Dummheiten“, 1919, „Die Lamplgasse“, 1921, „Auf stolzen Rossen“, 1922, „Der tote Hund“, 1923) schildert er in der Tradition von Pötzl und Chiavacci (beide s. d.) humorvoll Wr. Typen und kleine Leute aus der Vorstadt. Bekannt für seine realitätsnahe Sprache, wurde er auch als Vortragender geschätzt. In den letzten Lebensjahren arbeitete S., den Josef Weinheber als den „Archivar des Wienertums“ bezeichnete, an einem Wörterbuch der Wr. Mundart, das er jedoch nicht mehr fertigstellen konnte.

Weitere W. (auch s. u. Kosch): Wo in Wien der Wein blüht, 1923; Selbstbiographie, in: Die Kultur 2, 1924, H. 2; Lustige Geschichten aus dem Wr. Leben, 1925; Schwankende Gestalten, 1926; etc.
L.: NWT, Österr. Volksztg., RP, 4. 1. 1926; Czeike; Killy; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg. (m. B.); Dichterbuch. Dt. Glaube, dt. Sehnen und dt. Fühlen in Österr., 1933, S. 487ff. (m. B.); H. Greinz, in: R. S., Seht’s, Leutln, so war’s, ed. ders., 1941, S. 207ff.; M. G. Hall u. a., Die Muskete, 1983, s. Reg.; ders., Österr. Verlagsgeschichte 1918–38, 2, 1985, s. Reg.; D. Schmutzer, Wienerisch g’redt, 1993, s. Reg.; M. Hornung, Wörterbuch der Wr. Mundart, 2002, S. 12ff.; WStLA, Wien.
(I. Nawrocka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 446
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