Viehauser, Jakob (1869–1950), Politiker

Viehauser Jakob, Politiker. Geb. Dienten (Dienten am Hochkönig, Sbg.), 22. 1. 1869; gest. ebd., 14. 12. 1950. Sohn eines Kleinbauern. – V. arbeitete nach der Volksschule wie sein Vater als Knappe in Mühlbach am Hochkönig und bewirtschaftete daneben 1895–1934 in seiner Heimatgmd. den eigenen Hof. Die Kupferbergbaugmd. Dienten und Mühlbach wurden zu frühen Zentren der Arbeiterbewegung im Land Sbg., wo auch er in den 1880er-Jahren mit der sozialdemokrat. Bewegung in Kontakt kam und schließl. 1897 der sozialdemokrat. Partei beitrat. Mit dem Wanderlehrer Anton Losert gründete V. einen Arbeiterbildungsver. für Bergknappen in Dienten. Später schuf er eine sog. Bruderlade (Sozialeinrichtung an Bergbau- und Ind.orten) sowie eine Unfallversicherung für die Bergarbeiter, die sich aufgrund seines Engagements auch gewerkschaftl. organisierten. V. war maßgebend am sozialdemokrat. Organisationsaufbau im Pinzgau beteiligt und wirkte ab 1913 als Obmann-Stellv. des dortigen Sozialdemokrat. Ver. Er gehörte gem. mit Johann Gehwolf (Werfen), Franz Brutar (Lend), Georg Koller (Taxenbach), Simon Abram und Richard Herzog (Saalfelden) zu den ersten sozialdemokrat. Vertrauensmännern im Land Sbg. 1903 wurde er, gem. mit vier anderen Bergknappen, in die Gmd.vertretung von Dienten gewählt und in weiterer Folge zum Bgm. bestimmt. Damit war er das erste sozialdemokrat. Gmd.oberhaupt im Land Sbg. Diese Position bekleidete V. bis 1913 und ein weiteres Mal 1926–28. 1907 kandidierte er für die Landgmd. des Pinzgaus für den RR, unterlag jedoch deutl. 1919 wurde er in den Sbg. LT gewählt und bekleidete diese Funktion bis 1922. Als der sozialdemokrat. NR-Abg. Heinrich Ullrich im September 1922 sein Mandat niederlegte, übernahm V. dieses bis zur nächsten Wahl im Herbst 1923. Nach den Ereignissen des Februars 1934 wurde er, ebenso wie zahlreiche andere Sozialdemokraten, verfolgt. Dabei kam es mehrmals zu größeren Verhaftungswellen, wie beispielsweise rund um den 1. Mai 1935. Trotzdem gelang es V., auch im Land Sbg. eine illegale Organisation von Revolutionären Sozialisten aufzubauen, die trotz aller Widerstände die Funktionärsausbildung fortsetzte. Während des 2. Weltkriegs verlor V. seine drei Söhne, konnte in weiterer Folge den eigenen Hof nicht mehr selbst bewirtschaften und musste diesen schließl. veräußern.

L.: J. Kaut, Der steinige Weg, 1982, s. Reg.; H. Haas, in: Die Roten am Land, ed. K. Greussing, 1989, S. 33f.; R. Voithofer, Polit. Eliten in Sbg., 2007 (m. B.).
(A. Neunherz)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 271f.
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