Junk, Viktor (1875-1948), Germanist, Tanzwissenschaftler und KomponistJunk Viktor, Germanist, Tanzwissenschafter und Komponist. * Wien, 18. 4. 1875; † Frohnleiten (Stmk.), 5. 4. 1948. Bruder des Vorigen. Stud. an der Univ. Wien bei R. Heinzel, J. Minor, H. Rietsch und L. v. Schroeder. 1899 Dr.phil., 1906 Priv. Doz. für ältere dt. Sprache, 1926 tit. ao. Prof. an der Univ. Wien; trat 1900 in den Dienst der Wr. Akad. d. Wiss. und besorgte die Geschäfte eines Aktuars der phil. hist. Kl. und später auch der Gesamtakad., 1945 i.R. Als Germanist beschäftigte er sich in erster Linie mit dem mittelhochdt. Dichter Rudolf v. Ems. Später wendete er sich der wiss. und exakten Behandlung des Tanzes zu und bot mit seinem „Handbuch des Tanzes“ eine erstmalige Übersicht und Grundlegung. Das dadurch bedingte Eindringen in volkskundliche Bezirke brachte zwei bedeutende Entdeckungen, die ihm die Mitgliedschaft der Dt. Akad. in Berlin eintrugen: er konnte die Melodie des Prinz-Eugen-Liedes auf eine bayr.-oberpfälz. Tanzweise zurückführen und den Ursprung der taktwechselnden Volkstänze im süddt. Volkstanz nachweisen. — Im letzten Lebensabschnitt drängten kompositor. und musikkrit. Arbeiten in den Vordergrund. Den schon in der Jugend als musikal. Mitarbeiter von K. Kraus in hervorragender Umgebung Gebildeten verband eine enge Freundschaft mit M. Reger, H. Pfitzner, H. Wolf und F. Schmidt. Er war Mitbegründer der Wr. Pfitzner- und Reger-Gemeinde, dirigierte Konzerte der Bachgemeinde und stand 1938–46 dem österr. Volksliedunternehmen vor.
W.: Kompositionen: 4 Opern (Spieglein an der Wand, Die Wildfrau, Sawitri, Trug einer Nacht), 2 Oratorien (Legende von der Liebe, Sommermythe), Ballett (Die wandelnde Glocke), 2 symphon. Dichtungen (Dürnstein, Der tanzende Derwisch), Schauspielmusiken, Orchester- und Kammermusik, Klavierwerke, Chöre und Lieder. Publ.: Goethes Fortsetzung der Mozart. Zauberflöte, 1900; Die Epigonen des höf. Epos, 1906; Max Reger als Orchesterkomponist, 1910; Gralsage und Graldichtung des Mittelalters, in: Sbb. Wien, phil. hist. Kl., Bd. 168/4, 1911; Tannhäuser in Sage und Dichtung, 1911; Hdb. des Tanzes, 1930; Die Nobelpreisträger, 1930; Das Lied vom Prinzen Eugen, gem. mit O. Redlich, in: Anzeiger der Akad. d. Wiss., phil. hist. Kl., 1934; Der altbayr. Marskertanz, ebenda, 1934; F. Schalk. Briefe und Betrachtungen, 1935; F. Schalk, in: N. Österr. Biogr., Bd. 8, 1935; Die taktwechselnden Volkstänze – Dt. oder tschech. Kulturgut? Schriftenreihe des staatlichen Inst. für dt. Musikforschung III, 1938; etc. Manuskripte: Grundlegung der Tanzwiss.; Tristan und Isolde in Mythos, Märchen, Sage und Dichtung. Hrsg.: Willehalm v. Orléans, 1905; Ein neues Bruchstück aus Rudolf v. Ems Weltchronik, in: Sbb. Wien, phil. hist. Kl., Bd. 153, 1906; J. Nestroy, Eine Wohnung zu vermieten, in: Tagbl. Bibl. 558/59, 1927; ders., Tritsch, tratsch, ebenda, 591, 1927; ders., Judith und Holofernes, ebenda, 773, 1929; ders., Der böse Geist Lumpazivagabundus, ebenda, 774. 1929; ders., Die schlimmen Buben in der Schule, ebenda, 775, 1929, 2. Aufl. 1936; E. T. A. Hoffmann, Das Fräulein von Scudéry, ebenda, 619, 1929; Werke von H. Wolf, N. Bach, J. S. Bach, M. Reger, W. A. Mozart.
L.: Selbstbiographie (unvollendet), Manuskript; Graz am Abend, vom 15. 4., Weltpresse vom 17. 4. 1948; Bll.des Musikver. für Stmk., Mai 1948; Kl.Ztg. vom 5. 4. 1958; Z. für Musik, Jg. 104, 1938; Abert; Einstein; Frank-Altmann; Müller; Riemann; Thompson; Mitt. E. Wamlek-Junk, Graz.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S. 152f.