Payer Julius von, Offizier, Kartograph, Alpen- und Polarforscher, Maler und Schriftsteller. * Schönau b. Teplitz (Teplice, Böhmen), 2. 9. 1841; † Veldes (Bled, Oberkrain), 29. 8. 1915. Sohn eines Off.; wurde 1859 aus der Theres. Milit. Akad. (Schüler Sonklars) als Lt. zum IR 36 ausgemustert; war in Mainz, Frankfurt, Verona, Venedig, Chioggia, Jägerndorf stationiert, lehrte am Kadetteninst. Eisenstadt und arbeitete ab 1868 (unter FML v. Fligely, s. d.) für das Militärgeograph. Inst. Ab 1862 unternahm er erst privat, dann, gefördert von FML Frh. v. Kuhn (s. d.), dem späteren Reichskriegsmin., Erschliessungshochtouren in den vicentin.-tridentin.-südtirol. Alpen und den Hohen Tauern: Monti Lessini, Pasubio, Glockner- und Venedigergruppe (auf z. Tl. neuen Routen), Brentagruppe, Adamello- und Presanellagruppe, in denen er kartierte, zeichnete und bis 1868 über 30 Erstbesteigungen (z. B. Adamello) sowie zahlreiche Zweitbesteigungen auf neuen Routen (z. B. Presanella) ausführte. 1865–68 vollführte er, begleitet u. a. von J. Pinggera, auf z. Tl. neuen Routen die gleichfalls noch ausstehende systemat. Erforschung und trigonometr. Aufnahme aller Tle. der weitverzweigten Ortlergruppe. Dabei gelangen ihm über 60 Gipfelbesteigungen (über ein Drittel davon Erstbesteigungen). Durch seine alpinist. Erfolge, kartograph. Pionierarbeiten, naturgetreuen Zeichnungen und orograph., geolog., glaziolog., hypsometr., meteorolog. Stud. wurde P. zum Bahnbrecher der wiss. Erschließung jener damals noch wenig bekannten Teile der Ostalpen. 1869/70 nahm P. auf Vorschlag Petermanns an der 2. dt. Nordpolarexpedition nach Grönland als Geograph, Orograph und Glaziologe teil und wurde u. a. durch die Auffindung gewaltiger Fjorde (Tiroler-Fjord, Franz Josefs-Fjord) sowie durch seine großen Schlittenexpeditionen berühmt: 1870 konnte er an der Ostküste in einem 600 km langen Marsch bis über 77° n. Br. in Neuland (Kg. Wilhelms-Land) vorstoßen. Seine Entdeckungen hielt P. in Landschaftsskizzen und Karten fest. Danach erntete er als Partner Weyprechts größten Ruhm mit der Leitung der beiden von H. Gf. Wilczek maßgeblich geförderten österr.-ung. Nordpolexpeditionen: im Sommer 1871 wurden mit der „Isbjörn“ die Witterungs- und Eisverhältnisse der nördlichen Barents-See bis 78° 48' n. Br. erkundet, auf Spitzbergen wiss. Forschungen angestellt und die Karten verbessert. Im Jahr darauf sollte mit der „Tegetthoff“ ein Vorstoß über das Polarmeer zum Pazifik (Beringstraße) versucht werden. Nach der Ende August 1872 beim Nordende Nowaja-Semljas erfolgten Einschließung durch das Eis und einjähriger Norddrift wurde am 30. 8. 1873 das K. Franz Josefs-Land entdeckt und am 1. 11. erstmals betreten (Wilczek-Insel). Nach ersten Erkundungen vom Schiff aus waren es die drei vom 10. 3. bis 3. 5. 1874 von P. geführten, 840 km langen Schlittenwanderungen durch das K. Franz Josefs-Land, die als klass. Großtat in die polare Entdeckungsgeschichte eingegangen sind. Unter ungeheuren Anstrengungen und Gefahren wurde dabei (z. Tl. mit Orel, s. d., Brosch etc.) vom Südtl. aus entlang dem Austria-Sund der ganze Archipel bis zum Nordende (Kap Fligely auf der Kronprinz Rudolfs-Insel, 81° 50' n. Br., dem nördlichsten Punkt der Alten Welt) durchquert und erstmalig festgehalten – zeichner. durch Ser. von Bleistiftskizzen, kartograph. durch Anlage eines Netzes hochgelegener Triangulierungspunkte mit den dazugehörenden Bergbesteigungen, topograph. durch Benennungen mit zahlreichen, bis heute erhalten gebliebenen altösterr. Eigennamen. Der reiche geograph.-naturwiss. Ertrag der Expedition wurde nach Aufgabe des Schiffes (20. 5. 1874) auf einem dreimonatigen, strapazenreichen Rückzug mit Schlitten und Booten über das Eismeer heimgebracht. Er bildete die Grundlage der folgenden Polarforschungen. Nach seinem Abschied aus der Armee (1874 als Oblt.) lebte P. seinen alpinist. und künstler. Neigungen. Zahlreiche in- und ausländ. Mus. und Privatsmlg. bewahren seine meisterhaften Naturschilderungen. Seine Veröff. illustrierte P. durchwegs selbst. 1884–90 lebte er vorwiegend in Paris, dann wieder in Wien. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges bekannte er sich leidenschaftlich zur Friedensidee. P. wurde im In- und Ausland vielfach geehrt und ausgezeichnet. 1876 nob.