Steinhard, Erich (1886–nach dem 16.10. 1941 (umgekommen)), Journalist

Steinhard Erich, Journalist. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 26. 5. 1886; gest. Litzmannstadt, Dt. Reich (Łódź, Polen), nach dem 16. 10. 1941 (umgekommen); mos. Sohn eines Prager Fabriksdir. S. stud. – nach Musikunterricht bei Josef Bohuslav Foerster, Vítež Novák und K. Knittl (beide s. d.) – an der dt. Univ. Prag kurz Jus, dann bei Rietsch (s. d.) Musikwiss. und wurde nach einem Stud.aufenthalt in Berlin 1911 in Prag zum Dr. phil. prom. 1920 übernahm er von dem Prager Komponisten und Musikkritiker Felix Adler die Chefred. der Prager Fachz. „Der Auftakt“, in der er bis zu ihrer Einstellung im Frühjahr 1938 mehr als 120 Stud., Kritiken, polem. Beitrr. etc. publ. S. arbeitete ab 1921 in der Musikabt. der Prager Univ.bibl. und unterrichtete Musikgeschichte und Ästhetik an der von ihm mitinitiierten Dt. Akad. für Musik und darstellende Kunst; 1928 Prof. Nach 1925 übernahm er – gem. mit Max Brod – von Rychnovsky (s. d.) das Musik- und Theaterreferat im „Prager Tagblatt“. Von seinen zahlreichen ehrenamtl. und organisator. Aktivitäten (u. a. ab 1920 Mitgl. der Staatl. Prüfungskomm. für Musik, 1923 Mitbegründer der Musiksektion des Literar.-künstler. Ver. in Prag) ist bes. die Mitbegründung (1922) der Internationalen Ges. für neue Musik hervorzuheben, in der er die dt. Gruppe der Tschechoslowak. Sektion vertrat und deren Prager Musikfest (1935) er gem. mit dem tschech. Viertelton-Komponisten Alois Hába trotz großer Schwierigkeiten organisierte. S. war in der Zwischenkriegszeit die bedeutendste und am schärfsten profilierte Persönlichkeit der dt. Musikkritik in der Tschechoslowakei. Er wurde im Oktober 1941 zusammen mit seiner Frau Gertrude S., geb. Mühlstein (1897–1942), nach Litzmannstadt deportiert.

W.: s. u. Reittererová – Reitterer; Lex. zur Geschichte der dt. Musikkultur.
L.: ČHS; Einstein; Müller; Riemann, 12. Aufl.; Prvních deset let Československého rozhlasu, ed. A. Patzaková, 1935, s. Reg.; Dějiny české hudební kultury 1890–1945, 2, 1981, s. Reg.; Terezínská pamětní kniha … 1941–45, 1995, s. Reg.; V. Reittererová – H. Reitterer, in: Miscellanea musicologica 36, 1999, s. Reg. (m. W.); Lex. zur Geschichte der dt. Musikkultur. Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien 2, 2000 (m. W. u. L.); J. Ludvová, in: Divadelní revue, 2005, Nr. 3.
(J. Ludvová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 184f.
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