Schmid, Georg (1844 - 1885), , Archivar, Bibliothekar und Heimatforscher

Georg, Archivar, Bibliothekar und Heimatkundler. Geb. Eger, Böhmen (Cheb, Tschechoslowakei), 23. 9. 1844; gest. Grünberg, Böhmen (Zelená Hora, Tschechoslowakei), 14. 3. 1885 (Selbstmord).  Sohn eines bürgerlichen Hufschmiedemeisters, stud. 1863–66 an der Univ. Prag (Praha) zunächst Mathematik und Physik, wandte sich dann aber der Altertumskde., Ästhetik, Logik, Pädagogik und Psychol. zu. Vorerst Privaterzieher, war S. 1869 einige Monate Hilfslehrer am Kleinseitner Gymn. in Prag, trat aber noch im selben Jahr als Archivar und Bibliothekar in den Dienst der Stadt Eger, avancierte 1873 zum Konzeptsadjunkten, kam 1874 als Skriptor der Stud.Bibl. nach Salzburg und wirkte ab 1878 als Skriptor, zuletzt als Kustos an der Univ.Bibl. Graz. In Eger auch mit gemeindeamtl. Agenden befaßt, führte er u. a. ab 1871 die Geschäfte des Ortsschulrats, widmete sich aber naturgemäß vor allem kulturell wiss. Belangen. 1871 organisierte er als erste Egerer Ausst. eine Schau für Landwirtschaft und Gewerbe und war auch an den Vorarbeiten für die Egerer Komm. bei der Weltausst. in Wien 1873 beteiligt. Privat sammelte er ab 1870 Egerer Altertümer, nämlich kulturhist. Objekte, Erzeugnisse der lokalen Kunst- und Gewerbeproduktion, aber auch naturwiss. bedeutsame Stücke. Er bot seine bald auf ca. 700 Objekte angewachsene Smlg. der Stadt als Grundstock eines Mus. an, konnte dank der Unterstützung des damaligen Bürgermeisters 1873 mit der Aufstellung der Bestände beginnen und verfaßte auch einen Führer für das 1874 eröffnete Mus. Ferner entwarf er einen Plan für die Gründung eines Ver. für Landeskde. des Egerlandes, der zwar nicht realisiert wurde, aber den Grundgedanken des 1897 begründeten Ver. für Egerländer Volkskde. vorwegnahm. S. veröff. zahlreiche Abhh. über Egerer Volkssagen, Brauchtum, Aberglauben, Zunftleben usw. in Egerer Lokalbll. sowie eigene Erz. und Dialektstücke, als Hauptwerk aber eine Wallenstein-Bibliographie. 1879 übernahm er vom Hist. Ver. für Stmk. den Auftrag zur Ausarbeitung einer Bibliographie dieses Kronlandes, konnte schon ein halbes Jahr später einen Plan dafür vorlegen, die Arbeit jedoch nicht zeitgerecht vollenden. Auch an den späteren Orten seines Wirkens beschäftigten ihn weiterhin Egerer Belange und wohl veranlaßt durch diese starke Bindung an die Heimat kehrte er vor seinem, möglicherweise durch finanzielle und dienstliche Schwierigkeiten veranlaßten Selbstmord zu Fuß von Graz in seine Geburtsstadt zurück.

W.: Cat. des Mus. der Stadt Eger, 1874, 2. Aufl. 1886; Führer durch die Stadt Eger, 1876; Die Wallenstein-Literatur (1626–1878) (= Mitt. des Ver. für Geschichte der dt. in Böhmen 17, Beilage), 1878, auch selbständig, 3 Erg. (= ebenda, 21, 23, 34, Beilage), 1883–96; Volkstümliche Abhh., Erz. und Dialektstücke in Z., u. a.: Unser Egerland, Egerländer Kal. und verschiedenen Lokalztg., u. a. in Egerer Ztg., Carlsbader Wochenbl. und Bohemia; usw.
L.: Egerer Ztg. vom 18. 3. 1885; Volksbote vom 26. 3. 1960 und 14. 3. 1970; Sudetendt. Ztg. vom 7. 3. 1975; Mitth. des Hist. Ver. für Stmk. 28, 1880, S. IIIff.; Mitt. aus dem Städt. Mus. in Eger 1 (= Unser Egerland 5, Beilage), 1901, S. 2f.; M. Feichtlbauer, in: Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskde. 57 (1917), S. 215; K. Siegl, in: Unser Egerland, 28, 1924, S. 45f.; ders., in: Archival. Z. 36, 1926, S. 145; ders., in: Mitt. des Ver. für Geschichte der dt. in Böhmen 66, 1928, S. 86; V. Prökl, Eger und das Egerland, 2. Aufl. 1877, S. 259; A. John, Das städt. Mus. in Eger, 1901, S. 9; H. Sturm, Das Archiv der Stadt Eger, 1936, S. 36f.; Heimatkreis Eger, 1981, S. 564; Egerländer Biograf. Lex. . . ., bearb. und hrsg. von J. Weinmann, 2, (1987); W. Kumpert, in: L. Schreiner, Eger und das Egerland, 1988, S. 644, 648.
(H. Schwager)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48), S. 264f.
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