Hohenlohe-Schillingsfürst, Konrad Prinz zu (1863-1918), Ministerpräsident

Hohenlohe-Schillingsfürst Konrad Prinz zu, Staatsmann. * Wien, 16. 12. 1863; † Leoben (Stmk.), 21. 12. 1918. Ältester Sohn des Folgenden und der Marie Prinzessin zu H.-S. (s. d.), Bruder des Vorigen und des Kanonisten P. Konstantin (Philipp Prinz) zu H.-S. (s. d.). Absolv. das Schottengymn. in Wien, stud. 1883–87 Jus an der Univ. Wien und trat 1888 in den Staatsdienst, 1889 in der Prager Statthalterei, 1893 Vizesekretär im Innenmin., leitete 1894 als Ministerialsekretär bzw. Statthaltereirat die Bezirkshauptmannschaft Teplitz. Hier erregte er durch Schlichtung eines Bergarbeiterstreiks (1894) und wegen Erteilung der Aufführungserlaubnis für Hauptmanns „Weber“ Aufmerksamkeit (der „Rote Prinz“). 1900 wieder im Innenmin., arbeitete H. im Industriedepartement und im Arbeitsrat, dann als Leiter des Landesdepartements für Stmk. und Tirol. 1902 kam H. als Hofrat in die Grazer Statthalterei. Seine kurze Wirksamkeit als Landespräs. der Bukowina (1903/04) wirkte sich für die Befriedung der an der russ. und rumän. Grenze besonders unübersichtlichen nationalen und konfessionellen Verhältnisse günstig aus. 1904–15 Statthalter von Triest und dem Küstenlande. Auf dem Boden der Gesetzlichkeit wandte sich H. entschieden gegen den Irredentismus einer Oberschicht und konnte durch großzügige Förderung der Wirtschaft (Hafenbauten, Karawankenbahn) viel zum Aufschwung der größten österr. Seestadt und ihrer engeren Verbindung mit dem österr. Hinterlande beitragen. In die ersten Triester Jahre fiel H.s nur einen Monat währende Ministerpräsidentschaft zwischen den Kabinetten Gautsch (s. d.) und Beck (s. d.), die er selbst nur als Übergangslösung betrachtete (2. 5.–2. 6. 1906). Er übernahm selbst das Innenmin. und behielt die bisherigen Min. mit der Hauptaufgabe bei, die Vorbereitung der vom K. gewünschten demokrat. Wahlreform weiterzuführen. So appellierte er an seine Standesgenossen im Herrenhause und förderte noch sehr die schwierigen Arbeiten an der Wahlkreiseinteilung, bat jedoch wegen der vom K. anerkannten Forderung seines Kollegen Wekerle nach einem besonderen ung. Zolltarif schon am 28. 5. 1906 um seine Enthebung. Als Statthalter gelang H. noch vor Kriegsbeginn die Flottmachung des Görzer, nicht aber des istrian. Landtags. Seine Maßnahmen gegen die im Dienst der Stadt stehenden Reichsitaliener (22. 8. 1913) und gegen die chauvinist. Übergriffe der Lokalpresse erregten in Rom lebhafte Proteste. Um diese Reibungen während der Verhandlungen über die Neutralität Italiens in der ersten Phase des Ersten Weltkriegs zu verringern, trat H. von seinem Posten zurück. 3. 2. 1915 Präs. des Obersten Rechnungshofes, ging er jedoch über eigenen Wunsch an die Front und nahm seit März 1915 an dem Feldzug gegen Rußland, zuletzt als Mjr. in der Wr. Landwehrdivision, teil. Bereits im Dezember 1915 Innenmin. im Kabinett Stürgkh, wo H. eine Regelung der böhm. Verhältnisse durch Oktroi vorbereitete. Nach dem Thronwechsel verwaltete er vom 2.–22. 12. 1916 das gemeinsame Finanzmin., Februar 1917 Erster Obersthofmeister K. Karls, ohne daß sein Einfluß einen bestimmt wahrnehmbaren Kurs hätte verbürgen können. H., als Statthalter von Triest dem Erzh.-Thronfolger näherstehend als dem K. und sogar als dessen künftiger Ministerpräs. oder Obersthofmeister angesehen, hätte im Krieg gern einen „Quadrilismus“ (Österr., Ungarn, Südslawien und Polen) als mitteleurop. Lösung unter Habsburg verwirklicht gesehen. Nach dem Scheitern von Clam-Martinic (s. d.) verwendete er sich für eine Regierungsbildung durch Redlich (Juli 1917), zog sich aber am 9. 5. 1918 aus dem öffentlichen Leben zurück.

L.: N.Fr.Pr., R.P. und A.Z. vom 23. 12. 1918; Enc. It.; Czedik; A. Polzer-Hoditz, K. Karl, 1929; Schicksalsjahre Österr. 1908–19. Das polit. Tagebuch J. Redlichs, hrsg. von F. Fellner, Bd. 2, 1954; A. Spitzmüller, ... Und hat auch Ursach, es zu lieben, 1955; Uhlirz, s. Reg.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 10, 1959), S. 392f.
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