Tuvora (Tuwora) Franz, Journalist und Unternehmer. Geb. Wien, 16. 10. 1815; gest. ebd., 3. 4. 1866 (Suizid); röm.-kath. Sohn des Wirtschaftsverwalters Joseph T. und der Barbara T., geb. Maysenberger, Bruder von →Joseph T.; ab 1843 in 1. Ehe mit Marianna Schreiber (1820–1856), ab 1856 in 2. Ehe mit Amalia Graf (geb. 1829; gest. 3. 4. 1866) verheiratet. – T. verpflichtete sich 1832 zum Militärdienst, schied jedoch aufgrund mehrerer Verfehlungen und Desertionsversuche 1840 aus diesem aus und wurde Diurnist bei der Kameralbez.verwaltung. Während der Revolution 1848 arbeitete er als Red. der Tagesztg. „Der Volksfreund“ und war in heftige Polemiken mit →Joseph Sigmund Ebersberg verstrickt. Vermutl. noch vor dem Ende der Revolution gründete er eine lithograph. Pressekorrespondenz für lokale Nachrichten, die erste ihrer Art in Wien. Wegen Verstoßes gegen die Pressvorschriften im Juni 1851 zu einer Arreststrafe verurteilt, musste er seine Korrespondenz veräußern, gründete jedoch bald die Correspondenz T. Im Unterschied zur Österr. Correspondenz seines Bruders verbreitete er v. a. lokale Nachrichten. Immer wieder gelang es ihm dank seiner Kontakte zu Hof-, Polizei-, Wirtschafts- und Börsekreisen, sich wichtige, z. Tl. vertraul. Informationen zu verschaffen und sich dadurch in- und ausländ. Abonnenten zu sichern. Sein Unternehmen florierte in der 1. Hälfte der 1850er-Jahre, später dürfte sich dessen Qualität allerdings verschlechtert haben (im Frühjahr 1860 wurde die Correspondenz polizeil. vorübergehend eingestellt) und die wachsende Konkurrenz – um 1860 gab es in Wien bereits zwölf Nachrichtenkorrespondenzen – machte ihm zu schaffen. T. unterhielt enge Kontakte zum Chefred. der „Wiener Zeitung“ →Leopold Schweitzer (anfangs erstreckte sich die Zusammenarbeit nur auf den Nachrichtenaustausch); zu August Zang stand er zumindest zeitweilig in Beziehung. Im Zusammenhang mit Börsenmanövern ließ sich T. auf riskante Finanztransaktionen ein. Zu Beginn der 1860er-Jahre soll er sogar Wr. Bürgern versprochen haben, ihnen Orden und Ausz. zu verschaffen. Gem. mit Schweitzer entwickelte T. 1862/63 die Idee zur Veranstaltung von Ges.reisen. Im Sommer 1863 stellten die beiden sogar eine Ges. zur Durchführung einer Weltumseglung vor, die im März 1864 starten sollte, jedoch nicht zur Durchführung kam. Stattdessen organisierte T. 1863–66 Reisen nach Athen, Konstantinopel, Palästina, Ägypten, St. Petersburg und Paris, die sich, in umfangreichen Prospekten und in zahlreichen Ztg. beworben, anfangs großer Popularität erfreuten. Der auftretenden Konkurrenz versuchte er durch extreme Tarifsenkung zu begegnen, woraus sich hohe Verluste ergaben. Um diese auszugleichen, ließ er sich auf riskante, betrüger. finanzielle Manipulationen ein und sah sich schließl. hohen kurzfristigen Wechselschulden gegenüber. Einige 1865 propagierte Reiseprojekte gelangten nicht mehr zur Ausführung, Mängel in Organisation und Leitung der letzten Palästinareisen führten zu Beschwerden: So saß eine Reiseges., die im März 1866 nach Palästina aufgebrochen war, schließl. bei der Heimfahrt im Hl. Land fest, da T. die Kosten der Rückreise beim Österr. Lloyd nicht mehr bedecken konnte. Da der Reisegruppe mehrere Mitgl. des österr. Hochadels angehörten und er einen Skandal befürchten musste, sah sich T. in einer ausweglosen Lage und vergiftete nicht nur sich selbst, sondern auch seine Gattin und drei seiner Kinder. Als Grund nannte er in einem an das Landesgericht gerichteten Schreiben seine zerrütteten finanziellen Verhältnisse; nach seinem Tod wurde das Konkursverfahren eröffnet.