Kapp Gisbert, Techniker. * Wien-Mauer, 2. 9. 1852; † Birmingham (England), 10. 8. 1922. Stud. Maschinenbau am Polytechnikum Zürich; ab 1872 als Ing. in Deutschland, Österr. und England tätig, bereiste er als Vertreter einer engl. Fa. Rußland, die Schweiz, Italien und Nordafrika. 1882 Dir. der mit dem Bau elektrotechn. Artikel beschäftigten Fa. R. E. Crompton & Co. (Chelmsford, England), die unter seiner Leitung die Erkenntnisse der Gebrüder Hopkinson für den Bau elektrotechn. Maschinen verwertete. Hier wandte sich K. der Theorie und den Konstruktionsprinzipien der Dynamomaschine zu und entwickelte – tw. gem. mit Crompton — neue Meßgeräte und Verbesserungen an den Maschinen. Um seine für jene Zeit Aufsehen erregenden Anschauungen über Aufgaben und Ziele der Elektrotechnik besser verwirklichen zu können, machte er sich 1885 als Consulting Engineer in London selbständig und entwickelte die nach ihm benannte Dynamobauform (Kappsche Dynamobauform), nach der in der Folge Gleichstrommaschinen am Kontinent und in Amerika hergestellt wurden. K., der die volle Anerkennung der Fachwelt errungen hatte, leitete damals den Aufbau zahlreicher bedeutender Unternehmen. 1894 Generalsekretär des Verbandes dt. Elektrotechniker in Berlin, wirkte er bei der Ausarbeitung der Sicherheitsvorschriften des Verbandes maßgeblich mit, habilit. sich für Elektromaschinenbau an der Techn. Hochschule Berlin-Charlottenburg, wurde aber daneben auch stets von der Industrie im In- und Ausland als Berater herangezogen. K., 1905 Prof. des neuerrichteten Lehrstuhls für Elektrotechnik an der Univ. Birmingham (1921 i.R.), machte sich vor allem durch die Ausarbeitung der Grundlagen für die Berechnung und den Bau von Dynamomaschinen und Wechselstromtransformatoren (Kappsches Dreieck) verdient und erkannte — trotz des Erfolges seiner Gleichstrommaschinen — als einer der ersten die Bedeutung des Wechselstromes, besonders dessen Vorzüge bei der Fernkraftübertragung und bei der dafür notwendigen Umformung des elektr. Stromes. Als unentwegter Vorkämpfer der Wechselstromtechnik arbeitete er grundlegende Theorien für diese aus. K., 1886–89 Schriftleiter der “Industries“, 1894–1905 der „Elektrotechnischen Zeitschrift“, wirkte nicht nur durch seine Schriften, sondern auch durch eine rege Vortragstätigkeit für die Verbreitung der Erkenntnisse der Elektrotechnik. Dr.h.c. der Techn. Hochschulen Karlsruhe und Dresden.